24.01.23

Was ist das Metaverse? Utopie oder Dystopie?

Es ist in aller Munde, nicht zuletzt als Facebook in Meta umbenannt wurde, doch was steckt hinter dem Begriff Metaverse? Ist es eine neue Social-Media-Plattform oder ein ganz neues Universum im Internet? Oder ist die Idee gar nicht so neu, wie man denkt?

 
Miriam Angerstein

Redakteurin
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Was ist das Metaverse

Was ist das Metaverse

Metaverse, die Zukunft des Internets?

Viele sprechen vom Metaverse als Zukunft des Internets. Kurz zusammengefasst handelt es sich hier um eine virtuelle Welt, in der die reale und digitale Welt vereint werden sollen. Das klingt etwas kryptisch, ist es leider auch. Man kann es sich so vorstellen, dass man hier einen Avatar erstellen kann, mit dem man in einer virtuellen Welt arbeiten, spielen, shoppen oder sich einfach nur treffen kann. Das klingt alles schon bekannt aus Spielen wie Second Life oder Entropia. Der große Unterschied ist jedoch, dass das Metaverse dreidimensional wird und die Grenze zwischen der realen und der virtuellen Welt noch weiter verschwimmen. Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook (heute Meta) sprach sogar schon vom verkörperten Internet. Also soll alles, was wir derzeit vor einem flachen Bildschirm machen, in 3D erlebbar werden.

Eine neue Welt weckt auch neue Begehrlichkeiten. Nicht nur Mark Zuckerberg verspricht sich neue Einnahmemöglichkeiten, auch große Firmen, wie Adidas, Nike, H&M oder Kaufland wollen im Metaverse digitale Produkte verkaufen.  Für viele klingt das nicht nur utopisch, sondern sogar dystopisch.

 

Ist das Metaverse utopisch?

Um in das Metaverse eintauchen zu können, benötigt man eine Virtual Reality Brille (VR-Brille). Genau das ist aktuell eine der größten Hürden des Metaverse. Die Technik der aktuellen VR-Brillen ist noch lange nicht ausgereift. Zwar gibt es bereits einige gute aktuelle Modelle, die allerdings als Brillenträger teilweise nicht ideal oder überhaupt nicht nutzbar sind. Zusätzlich sind die Modelle immer noch sehr teuer und daher schlicht und ergreifend nicht für alle erschwinglich. Selbst wenn man das aktuell beste Equipment besitzt, sind die Grenzen des Erlebbaren schnell erreicht.

Dass man einiges an realem Platz braucht, um sich im Metaverse bewegen zu können, schränkt das 3D-Erlebnis weiter ein.  Wenn sich das Metaverse auch so anfühlen soll, wie das "echte" Leben, sind zudem noch einige technische Entwicklungen nötig, um es auch genauso erlebbar zu machen. In Filmen wie "Ready Player One" muss man zum Beispiel spezielle Anzüge anziehen, um im Metaverse agieren zu können. Auch hier sind die "guten" Anzüge nur der oberen Gesellschaftsschicht zugänglich.

 

Ist das Metaverse dystopisch?

Wenn man sich schon alleine den Ursprung des Begriffs ansieht, kommt man schnell zu dem Schluss, dass das Metaverse durchaus seine Schattenseiten haben könnte. Der Begriff Metaverse stammt aus dem Science-Fiction-Roman "Snow Crash" aus dem Jahr 1992. Der Autor Neal Stephenson zeichnet in seinem Roman ein eher dunkles Bild des Metaverse. Dieses wird hier von ausbeuterischen Großkonzernen und dem organisierten Verbrechen regiert. Die reale Welt leidet sehr darunter, dass das Metaverse Mittelpunkt des Daseins wird und geht schlicht und ergreifend den Bach runter.

Auch in anderen Verfilmungen wird die digitale Welt als Flucht vor der Realität genutzt. Ein weiteres Beispiel ist der bereits erwähnte Film "Ready Player One", der auf dem Roman von Ernest Cline basiert. Auch wenn der Fokus der Erzählung eher auf dem spannenden Abenteuer in der virtuellen Welt liegt, erkennt man jedoch schnell die Probleme der realen Welt, vor der man lieber flüchten möchte. Wenn wir noch weiter in die Dystopie abtauchen wollen, könnten wir auch den Film Matrix heranziehen. Hier werden Menschen in der realen Welt als lebende Batterien gehalten, und um diese ruhig zu halten wird ihnen die Matrix als reale Welt vorgespielt. Aber soweit wollen wir erst einmal nicht gehen. Die Maschinen haben noch lange nicht die Weltherrschaft an sich gerissen und Skynet wurde angeblich besiegt.

 

Metaverse Prototyp

Auch wenn Metaverse erst noch auf dem Vormarsch zu sein scheint, wird schon echtes Geld hineingesteckt und damit verdient. Schätzungsweise sind bereits mehr als 30 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von Hard- und Software geflossen. Es gibt bereits 2023 einige Metaverses, die man betreten und aktiv mitgestalten kann. Eine ausführliche Liste finden Sie hier.

Hier die drei bekanntesten Metaverse

Decentraland: Decentraland ist eine offene virtuelle Welt, die aus 90.601 Parzellen besteht, die man mit der Kryptowährung MANA kaufen kann. Nutzer können mit ihren Personas digitale Gemeinschaftsräume, Shopping-Meilen, Kunstgalerien sowie Konzerte und weitere virtuelle Events besuchen und dort digitale Produkte kaufen. Was eine Kryptowährung ist erfahren Sie hier.  Das Decentraland organisiert auch weltweite Events.

The Sandbox: Der Sandkasten ist eine dezentrale Welt, die von Spieler:innen selbst kreiert wird. Auch hier kann man Geld verdienen durch selbst geschaffene Kreationen oder Spielerlebnisse.

Axie Infinity: Diese virtuelle Welt ist hauptsächlich auf Spielen ausgelegt. Wie in Online-Spielen wie World of Warcraft oder Guildwars muss man hier zu Beginn Quests (Aufgaben) erledigen, um aufzusteigen und weiter in die Welt vordringen zu können. Der große Unterschied ist jedoch das Wirtschaftssystem mit Ressourcen, die einen echten Geldwert haben.

 

Metaverse Unterschiede

Was ist nun der große Unterschied zwischen dem Metaverse und dem aktuellen Internet?

     

  • Zentral ist die nahtlose Übertragung von Daten und Informationen. Man benötigt keine Programme, um größere Daten zu übertragen, wie WeTransfer oder Dropbox. Es soll so sein, als würde man jemandem einen Aktenordner einfach in die Hand drücken.
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  • Alle Bereiche sollen offen sein und es gibt keine abgetrennten Bereiche. Also kann man Produkte, die man gekauft hat in der ganzen Welt verwenden und nicht nur in einem speziellen Spiel.
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  • Im Idealfall soll das Metaverse dezentral organisiert werden und von niemandem kontrolliert werden. Ob das auch so durchgesetzt wird, ist abzuwarten.
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  • Die Bezahlmethode wird wohl auf einer Kryptowährung basieren, da diese ebenfalls ohne zentrale Instanz auskommt.
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Fazit

Wie schon erwähnt gehe ich davon aus, dass es noch eine ganze Weile dauert, bis wir uns alle im Metaverse virtuell treffen können. Die größten Hürden sind nicht nur die Entwicklungen der Hardware im Bereich der virtuellen Erlebbarkeit, sondern schlicht und ergreifend die Internetleitung und eine gute Rechnerleistung, die vorhanden sein muss. Ein weiterer Punkt ist die dezentrale Organisation. Wer soll hier beispielsweise Themen überwachen wie Privatsphäre oder Datenschutz, wenn keine regulierende Instanz vorhanden ist? Der wichtigste Punkt ist jedoch das weitere Verschwimmen von realer und virtueller Realität. Dennoch ist die Entwicklung spannend und sicher wert, weiter beobachtet zu werden.

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