Was kann „Vero“ und wird die App Facebook gefährlich?
Die Social Media App „Vero“ soll Facebook und Instagram vom Social Media Thron stoßen. Was genau bietet Vero den Nutzern und Unternehmen?
Das zentrale Merkmal von Vero ist eigentlich ein alter Hut – und lässt den Nutzer wie Unternehmer etwas wehmütig werden
Endlich wieder ein Hype um eine neue Social Media Plattform! Nach dem recht kurzen Intermezzo um Snapchat (und dem darauffolgenden Klau der Funktionen durch Facebook) war es lange ruhig gewesen. Das Aufhebens um die Social Media App Vero kommt dabei so unverhofft wie unerwartet. Manche vermuten eine gezielte (und bezahlte) Kampagne dahinter, da viele Influencer in den vergangenen Tagen für Vero warben.
Link-Tipp: 5 Dinge die Sie über Vero wissen sollten, bevor sie sich anmelden (meedia.de)
Vero soll also Facebook und Instagram ablösen, das allein impliziert schon der Slogan „True Social“. Die Frage ist nur: womit?
Beim Anmelden werden erst einmal die klassischen Daten abgefragt: Email-Adresse, Name und Telefonnummer. Hat man sich erfolgreich angemeldet, präsentiert sich die App (verfügbar im Google Play Store und im Apple Store) in einem äußerst schicken und modernen Design, das Facebook im Vergleich direkt altbacken aussehen lässt. Auf die Kinderkrankheiten, wie überlastete Server, sei an dieser Stelle weniger eingegangen, wobei die App beim Test flüssiger lief als von vielen Medienartikeln und Berichten heraufbeschworen.
- „True Social“ lautet der Slogan der Vero-App
- Geteilte Inhalte werden in „Collections“ kategorisiert
- Die Kategorien sind Links, Musik, Film/TV uvm.
- Beim Posten kann man eine Collection wählen
Die Bedienung ist intuitiv, die Follower sind einteilbar in enge Freunde, Bekannte und weitere Abstufungen, nach denen dann auch die Sichtbarkeit des Posts eingestellt werden kann. Die Postings werden in Kategorien eingeteilt: Fotos, Links, Musik, Filme/TV, Bücher, Bücher und Orte. In der App kann man über Hashtags nach verschiedenen Themen suchen, über die andere Vero-Nutzer bereits etwas geteilt haben. Das und der Look von Vero in der Profilansicht erinnern sehr an Instagram.
- Vero-Freunde können nach Bekanntheitsgrad eingestuft werden
- Viele Funktionen sind altbekannt
- Über Hashtags findet man Inhalte anderer Vero-Nutzer
Ein nettes Gimmick von Vero sind die In-App-Funktionen: Ein Musikstück posten und direkt in der App abspielen lassen? Kein Problem. Um einen Link zu posten muss die App ebenfalls nicht verlassen werden. Einfach die bekannte Domain eingeben, dann wird die Website innerhalb der Vero-App aufgerufen und kann nach der entsprechenden Seite durchsucht werden. Dabei kann man sich sogar noch eines der Seitenbilder für die Vorschau wählen, was wiederum etwas an Pinterest erinnert.
- Innerhalb der App kann man nach Musik suchen und diese teilen
- Auch Websites lassen sich durchsuchen, ohne dass man die App verlassen muss
- Beim Teilen eines Links kann man zwischen verschiedenen Vorschaubildern wählen
- Das Profil erinnert stark an die Bilderplattform Instagram
Aber kann das schon als Alternative zu Facebook und Instagram überzeugen?
Was Vero für Nutzer interessant macht
Beim Scrollen durch den Vero-News-Feed wird – genügend Freunde und Posts vorausgesetzt – der größte Unterschied zu Facebook und Co. sichtbar. Die Inhalte sind chronologisch angeordnet. Das dürfte aus Nutzersicht auch schon das markanteste Merkmal sein, aber ein nicht ganz unerhebliches. Die chronologische Anordnung der Postings wurde von Facebook, Twitter und Instagram über Bord geworfen und wird von vielen schmerzlich vermisst. Insofern bietet Vero hier eine erfrischende Abwechslung vom sonstigen Social Media Algorithmus-Einheitsbrei. Gesponserten Posts oder Werbung gibt es keine.
Alles schön chronologisch angeordnet: Bei Vero entscheidet kein Algorithmus über die Sortierung der Inhalte
Was Vero für Gemeinden, Einrichtungen und Unternehmen interessant macht
Die chronologische Anordnung der Inhalte im Feed macht Vero als Social Media Plattform für Unternehmen witziger Weise gerade reizvoll. Die unbezahlte organische Reichweite in Facebook nimmt für Unternehmensseiten immer mehr ab. Seit Mark Zuckerberg angekündigt hat, nochmal kräftig am Facebook-Algorithmus rumzuschrauben, sind viele Betreiber in heller Aufregung. Schließlich geht es um die Sichtbarkeit der eigenen Einrichtung und den drohenden schwindenden Kontakt zu Mitgliedern, Fans und Kunden. Vero verspricht also in alle Richtungen wieder mehr Autonomie, indem allein die Chronologie und kein undurchsichtiger Algorithmus bestimmt, was im eigenen Feed zu sehen ist.
Link-Tipp: So baut Zuckerberg den Facebook-Algorithmus um (süddeutsche.de)
Vero wird es trotzdem schwer haben
Im meinem persönlichen Umfeld haben viele trotz des Hypes noch nie von der Vero-App gehört oder sind skeptisch, dass sich die Social Media Plattform wirklich gegen den Giganten Facebook behaupten kann. Daher finden sich bei Vero so gut wie keine Bekannten oder Freunde, was die ganze Sache dann auch direkt wieder witzlos werden lässt. Ähnliches ließ sich bereits bei alternativen Messengern zu WhatsApp beobachten.
Auch sind bislang andere Alternativen zu Facebook, Instagram und Co. mit ähnlicher Ausrichtung gescheitert und konnten sich nicht in der Form etablieren, als dass sie für eine breite Social Media Nutzermasse attraktiv geworden wären.
Fazit zu Vero
Ob die App Vero das Versprechen, das neue „True social“ zu sein, einhalten kann, bleibt wie immer abzuwarten – aber doch recht fraglich. Als Nutzer (und Seitenbetreiber) wird man kurz nostalgisch an die „gute alte Zeit“ denken, in der Social Media Inhalte bei Facebook und Co. noch chronologisch angeordnet waren. Und weniger spürbar zur vermeintlichen Useroptimierung am Algorithmus rumgeschraubt wurde.
Alle Tipps bequem per E-Mail zugeschickt bekommen:
⊗ 1 x pro Monat ⊗ jederzeit kündbar ⊗ Keine Datenweitergabe an Dritte
Newsletter-Anmeldung
„*“ zeigt erforderliche Felder an