13.09.16

„So nicht“ – Medienethik im digitalen Alltag

Neue Medien zu bedienen ist nicht schwer, der verantwortungsvolle Umgang damit aber sehr: So sollten Sie es nicht machen

 
Lena König

E-Didaktikerin
Medien und Bildung

 
Medienethik-Titelbild.jpg

Zwar bieten die Medien mit ihren technischen Neuerungen und Tools eine Fülle neuer Interaktionsmöglichkeiten, aber sie prägen unseren  Lebensalltag, unsere Identität und die soziale Kommunikation nicht nur positiv. Manch einen lässt die vermeintliche Anonymität im Internet bei Shitstorms oder Cybermobbing seine Werte vergessen. Aber auch persönliche Daten werden im digitalen Leben weniger geschützt.

 

     

Anti-Tipp 1: Geben Sie alle Informationen zu Ihrer Identifizierung im Internet preis!

Wenn Sie so viele Fotos wie möglich von sich und Ihrem persönlichen Umfeld im Internet, z.B. bei Facebook hochladen, freuen sich potenzielle Arbeitgeber, weil sie direkt sehen können, wie Sie wirklich sind: auf Partys oder ganz privat auf Ihrem #noMakeUp-Selfie kurz nach dem Aufstehen.

Neben Kriminellen, die sich freuen, dass Sie Ihre Adresse auf Bildern preisgeben und ihnen gleich noch mitteilen, wann Sie im Urlaub sind, profitieren auch Unternehmen von den Angaben zu Ihren persönlichen Interessen, Ihrem Lebensstil und Ihrer sozialen Schicht. Und natürlich sind auch Identitätsbetrüger extrem dankbare Abnehmer, die sich mit Ihren Angaben als Sie ausgeben.

Und wer weiß? Dank Facebook, dem Sie sämtliche Rechte abtreten, werden Sie vielleicht mit dem letzten Pool-Party-Bild in einem anderen Land als Werbeplakat für eine Dating-Seite berühmt.

Vergessen Sie auch nicht, am besten bei Ihrem Handy immer GPS anzuschalten. Benutzen Sie auch sämtliche andere Tracking-Tools! So kann z. B. der Betreiber Ihres Fitnessarmbands die Daten später teuer an Ihre Krankenkasse verkaufen.

 

Anti-Tipp 2: Seien Sie bei Cybermobbing, Hasskommentaren und Shitstorms ganz vorn mit dabei!

Was Sie sich im wahren Leben niemals trauen würden, können Sie im Internet ungehindert verbreiten – vor allem Ihre negativen Gedanken. Und so eine digitale Ohrfeige ist leicht geschrieben und fetzt trotzdem ordentlich: unter dem Phänomen „Hatespeech“ können Sie anonym menschenfeindliche Kommentare ablassen, zu Gewalt anregen, andere in der digitalen Öffentlichkeit bloß stellen, benachteiligen, ausgrenzen oder aufhetzen.

Lassen Sie sich nicht davon abschrecken, dass andere Nutzer schon aufgrund von Hasskommentaren verurteilt wurden oder von ihren Arbeitgebern gefeuert wurden. Ihnen passiert das garantiert nicht!

Wenn Sie selbst Opfer sind oder als dritte Person davon Kenntnis nehmen, bleiben Sie passiv: melden Sie die Kommentare nicht und gehen Sie auch nicht weiter vor, indem Sie sich an entsprechende Personen oder Kompetenzzentren wenden.

 

Anti-Tipp 3: Big Data ist cool – Sie haben ja nichts zu verbergen!?

Und das wichtigste: Glauben Sie den Experten nicht, die zu Datensparsamkeit und Vernebelung (z. B. durch Fake-Accounts) raten. Zwar weiß keiner, was mit der Menge an Daten passiert, die tagtäglich gespeichert werden, aber wieso sollte es schaden, wenn es doch alle machen? Folgen Sie dem, was alle tun und fragen Sie nicht danach, was für Sie die persönlich richtige Lösung sein könnte und welche Angaben Sie welcher Öffentlichkeit preisgeben wollen.

Ignorieren Sie, dass Medien und Werte sich wechselseitig bedingen und handeln Sie, ohne vorher abzuwägen, zu bewerten oder zu reflektieren – also nicht nach Maßstäben wertebasierter Medienkompetenz!

 

     

Das könnte Sie auch interessieren: