Was ist TikTok? Die Trend-App im Überblick
TikTok ist eine App, die etliche Kinder und Jugendliche fasziniert. Viele verbinden TikTok auch heute noch hauptsächlich mit Lipsync (Lippensynchronisation) — doch TikTok ist weit mehr als das. Was hinter dieser App steckt und wie sie funktioniert, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
TikTok ist eine App, auf der kurze Video-Clips aufgenommen, geschnitten und hochgeladen werden @Canva
Was ist TikTok?
TikTok ist eine App, auf der 15- bis maximal 60-sekündige Videos aufgenommen, geschnitten und hochgeladen werden. Meist werden die Clips mit von TikTok zur Verfügung gestellten Filtern, Effekten und Hintergrundmusik versehen. Mit schnellen Schnitten (die auch „Transitions“ genannt werden) wird möglichst viel Inhalt in eine Sequenz gepackt.
Die Video-App ist durch die Möglichkeit, Inhalte mit anderen zu teilen, liken und Challenges zu absolvieren nicht nur eine Videoplattform, sondern auch längst schon ein soziales Netzwerk, das Instagram und Co. große Konkurrenz macht.
Musical.ly vs. TikTok?
Der chinesische Konzern Bytedance, der in Asien mit TikTok schon vorher sehr erfolgreich war, kaufte Musical.ly – eine App, die hauptsächlich als LipSync-App bekannt war – im Jahr 2017 für eine Milliarde US-Dollar auf. 2018 wurden Musical.ly und TikTok fusioniert.
Wer nutzt TikTok?
TikTok ist eine der meist heruntergeladenen Apps bei Jugendlichen. Weltweit nutzen 800 Millionen Menschen die App, in Deutschland sind es über 10 Millionen Menschen. Seit Anfang 2020 wird TikTok weit häufiger gedownloadet als Instagram, Whatsapp und Co.
Mit der durchschnittlichen Nutzungsdauer in Deutschland von rund 50 Minuten täglich ist die App sehr beliebt. 69 % der aktiven Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahren alt. Somit sind doch immerhin 31 % der Nutzer über 25. Lediglich 15 % sind älter als 35 Jahre.
Was für Inhalte findet man auf TikTok?
Inhalte von TikTok-Videos sind sehr vielfältig. Musical.ly wurde mit sogenannten Lipsyncs (bei welchen zu Songtexten oder Tonspuren von Filmen die Lippen bewegt werden) bekannt. Diese sind auch auf TikTok noch sehr gefragt, ebenso wie Tanzvideos, oft zu vorgegeben Choreos. Unter bestimmten Hashtags finden Challenges statt, die eine Performance oder ein Lied vorgeben. Comedy und Pranks (Videos, in welchen jemand veräppelt wird), Tutorials sowie Lifehacks und persönliche Geschichten findet man ebenfalls sehr häufig. Die meisten Prominenten haben mittlerweile auch einen eigenen TikTok Account.
Die Anzahl an Nachrichten und Bildungsangeboten auf TikTok ist enorm gestiegen. Nicht zuletzt, weil sich herausgestellt hat, dass man mit den kurzen und unterhaltsamen Clips eine (sehr junge) Zielgruppe erreicht, deren Aufmerksamkeit man anderweitig nur schwer bekommt. So ist auch die Tagesschau auf TikTok und unterhält mit Outtakes, produizert aber auch auf TikTok abgestimmte Infoposts.
Ein TikTok Video der Tagesschau über die Nutzungsdauer von FFP2-Masken:
Wie funktioniert TikTok und was ist der Reiz dahinter?
TikTok ist nur als App nutzbar und ist kostenlos verfügbar. Das bloße Ansehen kurzer Videoclips ist auch ohne eine Registrierung möglich. Sobald man selbst Videos hochladen möchte, braucht man ein Benutzerkonto. Hierzu werden Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder die Verknüpfung zu einem anderen bestehenden Account (zum Beispiel Facebook oder Instagram) benötigt.
Sobald man die App heruntergeladen hat, gelangt man auf die Startseite, die sogenannte „For you Page“, auf der bereits Videos empfohlen werden. TikTok ist einfach zu bedienen, sehr unterhaltsam und gibt jedem eine Bühne. Außerdem erlaubt die App den Usern, sich kreativ auszuleben.
Der TikTok Algorithmus funktioniert so, dass auch Videos von unbekannten Usern auf der Startseite auftauchen können, wodurch der Reiz für Heranwachsende wächst, selbst Videos auf der Plattform zu veröffentlichen und in kurzer Zeit viele Menschen zu erreichen. Man muss sich demnach kein eigenes Netzwerk aufbauen, da die Videos je nach Interessen bereits vorgeschlagen werden – ähnlich wie bei YouTube. Je mehr TikTok-Videos man konsumiert, umso mehr Daten über Nutzerinteressen sammelt TikTok durch die Verweildauer auf den jeweiligen Videos. Dadurch sind die Inhalte mit der Zeit perfekt auf die Nutzer:innen zugeschnitten.
Dass man durch die Plattform sehr erfolgreich werden kann, zeigt die 16-jährige Charli D’Amelio : Sie hat den meistabonnierten TikTok Account (107,5 Millionen Abonnenten) und bekam sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Auszüge aus TikTok Videos von Charli D’Amelio, die beliebte Kategorien wie Lipsync und Tanz abbilden:
Wie steht es um den Datenschutz auf TikTok?
Um zu vermeiden, dass Unbekannte Kontakt aufnehmen können, ist es wichtig, die Privatsphäreneinstellungen zu kontrollieren. Unter „Privatsphäre und Einstellungen“ lassen sich die Standardeinstellungen ändern. Ohne eine entsprechende Anpassung auf ein privates Konto bleibt dieses standardmäßig öffentlich. Dadurch sind Inhalte von allen einsehbar und können von TikTok und anderen Nutzer:innen auch auf anderen sozialen Netzwerken verbreitet werden. Auf „privat“ gestellte Konten bzw. deren Inhalte werden nur ausgewählten Nutzern angezeigt. Dadurch lässt sich die Kontaktaufnahme Fremder vermeiden.
Offiziell ist die App ab 13 Jahren freigegeben, eine Altersüberprüfung gibt es allerdings nicht. In der Realität sind bereits Kinder ab 8 Jahren auf der Plattform unterwegs. Seit Januar 2021 sind erfreulicherweise alle TikTok-Konten von Personen zwischen 13 und 15 Jahren automatisch auf „privat“ gestellt. Accounts von Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren werden ebenfalls in einigen Funktionen eingeschränkt. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn bei der Registrierung das korrekte Geburtsdatum angegeben wurde.
Die Nutzung der TikTok-App geht außerdem mit der Preisgabe einiger Daten einher. Dazu gehört die IMEI-Nummer des Smartphones, die Bildschirmauflösung, der SIM-Provider, der Standort , Informationen und Änderungen über Wlan- und SSID sowie Mobilfunkdaten.
Was für Gefahren lauern auf TikTok?
Cybergrooming, Extremismus und Selbstzerstörungsangebote
Beim Hochladen der Clips auf TikTok erfolgt keine Filterung, wodurch auch beispielsweise sexuelle Videos auf der Plattform zu finden sind. Leicht bekleidete junge Mädchen, die durch anonyme, anzügliche Kommentare in ihrem Auftreten bestärkt werden, sind keine Seltenheit. Dies lockt sexuell motivierte Erwachsene (siehe Artikel über Cybergrooming) auf die Plattform. Auf TikTok finden sich leider auch rechtsextreme, islamistische Videos sowie Anorexie verherrlichende Inhalte und Musik. Ebenso sind manche der sogenannten Challenges gefährlich und sollten keineswegs nachgeahmt werden. Gerade für Heranwachsende in ihrer Identitätsfindung kann das ein großes Problem sein.
Kostenfalle In-App Käufe
Wie bei den meisten (kostenlosen) Apps können in TikTok sogenannte In-App-Käufe kostspielig werden. Nutzer:innen können sogenannte „Coins“ erwerben, die zwischen ein und über 100 Euro wert sind. Die Coins kann man seinen Lieblingsstars zukommen lassen kann. Außerdem gibt es Spezialeffekte und andere kostenpflichtige Angebote innerhalb der App. Auch bei Live-Funktionen von TikTok gibt es die Möglichkeit, Geld zu spenden – ein Prinzip, das vom Streaming-Dienst „Twitch“ stammt.
Fazit
TikTok ist eine sehr beliebte App bei Kindern und Jugendlichen. Die App erlaubt es, sich kreativ auszuleben, sich auszutauschen, oder aber einfach nur (lustige) Videos zu konsumieren. Der Suchtfaktor ist bei der Fülle an Videos, die kein Ende finden, defintiv nicht zu unterschätzen.
Vorsicht ist außerdem bei manchen Challenges geboten: Leider gibt es unter den vielen Challenges auch lebensgefährliche Challenges, wodurch schon User zu Tode gekommen sind. So beispielsweise bei der „Blackout Challenge“, bei der es darum geht, möglichst lange die Luft anzuhalten. Hier bedarf es unbedingt Vorsicht und Aufklärung.
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Online-Kurs zum Soziale Netzwerke & Co.
Wir haben in unserem Seminarangebot einen Online-Kurs zum Thema „Soziale Netzwerke, Selbstdarstellung & Cybermobbing: Know How für Kinder und Jugendarbeit“.
Der Online-Kurs behandelt in einer ersten Lerneinheit die Bedeutung von Sozialen Medien für Kinder- und Jugendliche, zeigt das Nutzungsverhalten auf und stellt die wichtigsten Social-Media-Plattformen vor. Auch das Thema Influencer und Datenschutz in sozialen Medien werden behandelt.
In der zweiten Lerneinheit „Selbstdarstellung & Schönheitsideale“ geht es neben dem kulturellen und zeitlichen Vergleich von Schönheitsidealen vor allem um die Rolle und den Einfluss sozialer Medien. Außerdem werden Hintergründe und Folgen von Selbstdarstellung im Netz thematisiert.
Die Lerneinheit „Cyber Mobbing“ behandelt die Merkmale und die Rollen des Mobbingsystems, sowie die Gesetzeslage und gibt Anregungen zu präventiven Maßnahmen von Cyber Mobbing.
Zu jeder Lerneinheit erhalten Sie außerdem beispielhafte Entwürfe für die pädagogische Arbeit mit Kindern & Jugendlichen, die Sie für Ihre Zwecke nutzen oder kommentieren und ergänzen können.
Dem Kurs kann jederzeit beigetreten werden. Hier gehts zum Kurs.