Nicht zu unterschätzen: Die Bedeutung unserer Medienheld*innen
Welche Rolle spielen Medienheld*innen heutzutage in der Erziehung und Entwicklung unserer Kinder? Warum sollten wir diese Vorlieben ernst nehmen? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Erinnern Sie sich noch? Wer war Ihr Medienheld oder Ihre Medienheldin früher? Winnetou? Pippi Langstrumpf? Biene Maja? Egal ob aus Büchern, Kino oder Fernsehen, kaum jemand von uns hatte als Kind oder Teenie keine Medienheld*innen als Vorbild oder Identifikationsfigur. Heutzutage sind solche Idole durch zahlreiche Merchandisingprodukte wie Rucksäcke, Bettwäsche, T-Shirts sowie durch Video-on-demand im Internet heute noch präsenter als früher.
Jeder hat/hatte sie: Medienheld*innen [© NeuPaddy | pixabay.com]
Warum sollte die Vorliebe für Medienfiguren ernst genommen werden?
Die Fernsehidole der Kinder verkörpern Mut, List, Stärke und Fantasie. Sie dienen ihnen als Spiegel für Wünsche und Träume. Kinder finden in Figuren, was der Alltag nicht oder nur in Grenzen zulässt, was man sich selbst nicht traut, wie man sein möchte […].
Jan-Uwe Rogge¹
Medienfiguren treten sehr früh in die Welt der Kinder: Bereits durch Bücher wie z. B. „Meine Freundin Conni“ oder Serien wie z. B. „Feuerwehrmann Sam“ werden Kindern Charaktere vorgeführt, mit denen sie sich identifizieren können oder zu denen sie aufschauen. Hier entstehen sogenannte parasoziale Beziehungen, anhand derer Kinder sich entwickeln, eigene Belange verarbeiten und sich orientieren.
Diese Lieblingsfiguren sagen viel über einen kindlichen Charakter aus, über Vorlieben und Ängste, weshalb sie nicht abgetan oder gar verurteilt werden sollten. Im Gegenteil, das Verständnis für die Medienheld*innen und, noch mehr, die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Figuren manches Agieren der Kinder erklären und das Miteinander zwischen Erzieher*innen – auch innerhalb der Familie – fördern.
Medienheld*innen haben Einfluss auf das Wert- und Rollenverständnis der Kinder sowie auf deren Verständnis für ein soziales Miteinander. Besonders deutlich werden diese Einflüsse im geschlechterspezifischen Rollenverständnis, da gerade Kindersendungen sehr stark geschlechtsspezifisch ausgerichtet sind, was sowohl die Figuren betrifft als auch die Themen.
Wie informieren Sie sich über die aktuellen Medienheld*innen?
Damit man mehr über die Medienheld*innen und daraus folgend auch mehr über die Kinder sowie deren Medienkonsum und -umgang erfährt, gibt es verschiedene Wege.
- Kinder erzählen selbst sehr gerne, was sie aus Filmen, Serien, Büchern erfahren haben und warum das alles so toll ist. Schaffen Sie deshalb gemeinsame Medienerlebnisse, um dann einzeln oder in einer Gruppe darüber zu sprechen.
- Zu diesem Thema kann man wunderbar kreativ werden, indem die Figuren und Geschichten gestaltet und nachgespielt werden. So erlebt man speziell die Wahrnehmung und den Fokus der Kinder und kann sich somit einen Einblick verschaffen.
- Es gibt auch professionelle Studien und Broschüren, die sich mit diesem Thema beschäftigen, wie z. B. die Flimmo-Kinderbefragung
Tipp für Erzieher*innen und Grundschulehrkräfte!
Nutzen Sie doch mal die gemalten Medienheld*innen der Kinder an einem Elternabend und kommen so mit den Eltern und deren eigenen Medienheld*innen zu diesem Thema ins Gespräch.
Meine Empfehlung für Sie
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einen ganz besonderen Medienhelden vorstellen: Die Kirchenmaus Benjamin. Sie ist bekannt durch die Zeitschrift und die Kindersendung „Hallo Benjamin!“. Jeden Monat gibt es ein Benjamin-Heft und eine neue Folge von der neugierigen Maus. Sie erzählt spannende Geschichten, stellt viele Fragen zu allen möglichen Themen und kocht auch leckeres Essen zum Nachkochen. Einfach mal reinschauen unter www.hallo-benjamin.de und sich selbst überzeugen.
Kirchenmaus Benjamin [© Hallo Benjamin!]
¹ Jan-Uwe Rogge: Die Gefahr des Bösen, die Lust am Bösen: Über die Gewalt in den Medien. In: Bergmann, S. (Hrsg.): Mediale Gewalt – Eine reale Bedrohung für Kinder? Bielefeld: GMK. S. 164-183, 2000
Weiterführende Literatur aus unserer Bibliothek zum Thema Medienheld*innen
- Vorbilder : Computer + Unterricht 112 ; Spezial Jugend + Medien; (Red.) Leonie Schönleber, 2018
Das Heft enthält viele Artikel zum Thema „Vorbilder“. - Heldinnen und Helden : Idole und Ideale ; (Hrsg.) jfc ; kjf ; (Red.) Sabine Sonnenschein, 2018
Diese Ausgabe enthält diverse Artikel, die sich mit den Themen Held*innen und Idole in vielerlei Hinsicht auseinandersetzen. - Global Heroes, Heilige und Propheten : Methodisch vielfältige Materialien zur Auseinandersetzung mit Vorbildern im Religionsunterricht ;
Wolfgang Rieß, 2018
Auch Persönlichkeiten, die aufgrund ihrer besonderen Leistungen weltweit bekannt sind und von vielen als Vorbilder angesehen werden, sind oder waren nur Menschen – teilweise mit wenig bekannten Schattenseiten und Fehlern. Deshalb bieten diese Materialien zu ausgewählten Personen der Welt- und Kirchengeschichte Ihren Schülern konkrete Zugänge, um menschliche Stärken und Schwächen zu reflektieren.
Keine Tipps mehr verpassen und bequem per E-Mail zugeschickt bekommen:
⊗ 1 x pro Monat ⊗ jederzeit kündbar ⊗ Keine Datenweitergabe an Dritte
Newsletter-Anmeldung
„*“ zeigt erforderliche Felder an