Mediennutzung in der Kindheit – Ergebnisse der KIM-Studie 2022

Die Ergebnisse der aktuellen KIM-Studie 2022 sind da! KIM steht für „Kindheit, Internet, Medien“ und ist eine Studienreihe des mpfs (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest), die seit 1999 alle zwei Jahre durchgeführt wird. Untersucht wurden verschiedene Aspekte der Mediennutzung von Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren. 

Mediennutzung in der Kindheit

©canva

Befragt wurden 1.219 Kinder und jeweils der haupterziehende Elternteil zum Umgang der Kinder mit verschiedenen Medien. Aspekte der Studie sind beispielsweise die Medienausstattung der Kinder bzw. der Familien, Inhaltliches zur Internetnutzung, digitale Medien in der Schule und Probleme/Gefahren im Internet.

 

Mediennutzung gehört zum Alltag der Kinder

Das am meisten genutzte Medium der Kinder ist nach wie vor der Fernseher. 92 % der befragten Kinder sehen mindestens einmal in der Woche fern und über ein Viertel besitzt ein eigenes Gerät. Auch das Ergebnis der Handynutzung überrascht nicht wirklich: Während ein Viertel der Sechs- bis Siebenjährigen ein Handy nutzen (unabhängig davon, ob es sich dabei um ein eigenes Gerät handelt oder nicht), sind es bei den Zwölf- bis 13-Jährigen fast 100 %. Zu den täglichen Handyaktivitäten gehören das Hin- und Herschicken von Nachrichten, die Nutzung von Apps, Spiele spielen und Fotos und Videos ansehen.

Auch das Internet spielt bei den Sechs- bis 13-Jährigen bereits eine große Rolle. Insgesamt gaben 70 % der Befragten an, das Internet zu nutzen. Dabei steigt der Anteil der Internetnutzer:innen auch mit dem Alter der Kinder: Während es bei den Sechs- bis Siebenjährigen 38 % sind, sind es bei den Zwölf- bis 13-Jährigen nahezu 100 %. Durchschnittlich sind Kinder 43 Minuten täglich online, wobei die Zeit mit zunehmendem Alter steigt.

 

Jedes zweite Kind nutzt die Plattform „TikTok“

Die Sozialen Medien sind zu einem wichtigen Begleiter von Kindern geworden. 70 % der befragten Kinder nutzen WhatsApp sowie 64 % die Plattform YouTube. Dass die App TikTok bei Kindern und Jugendlichen besonders beliebt ist, zeigt sich daran, dass jedes zweite Kind auf dieser Plattform unterwegs ist. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist das mit sieben Prozentpunkten der größte Anstieg unter den Social Media Apps. Gut ein Drittel der Kinder nutzt außerdem Snapchat (35 %), Instagram (27 %) und Facebook (27 %). Diese Zahlen sind insofern bedenklich, da diese Dienste offiziell frühestens ab 13 Jahren genutzt werden dürfen. YouTube Kids, auf dem altersgerechte Inhalte bereitstellt werden, wird von knapp einem Drittel der Kinder genutzt.

Die Studie zeigt auch, dass Kinder oft ohne elterliche Begleitung Medien nutzen. Über 70 % der Kinder spielen eigenständig Spiele auf dem Smartphone, gefolgt von über 50 %, die ohne Begleitung im Internet unterwegs sind. Das Fernsehen findet ebenfalls von mehr als der Hälfte allein statt.

 

Absprachen und Regeln anstatt technische Kindersicherungen

Inwiefern Medieninhalte allgemein in der Familie besprochen und reflektiert werden, wird aus der Studie nicht ersichtlich. Für die Mediennutzung in den Familien gibt es teilweise Absprachen und Regeln. So z.B. in drei Viertel der Familien bei der Nutzungsdauer des Fernsehers oder bei 60 % in Bezug auf die Nutzungsdauer von Bewegtbildinhalt im Internet. Mit Blick auf die genutzten Inhalte werden ebenfalls Grenzen abgesteckt, wie z.B. bei drei Viertel der Familien bzgl. der Auswahl der Fernsehformate und bei über der Hälfte, wenn es um Bewegtbild im Netz und um Computerspiele geht.

Eltern haben ein ambivalentes Verhältnis zur Mediennutzung ihrer Kinder. Das wird dadurch deutlich, dass obwohl 80 % der Eltern meinen, dass das Internet potenziell Gefahren birgt, zwei Drittel keine Kindersicherungen bzw. Sicherheitseinstellung nutzen. 10 % der Eltern von internetnutzenden Kindern gaben zudem an, dass ihr Kind im Internet bereits mit problematischen Inhalten wie z.B.  Gewaltdarstellungen, ungeeignete Werbung, Pornografie und extremistische Inhalte konfrontiert wurde. 86 % der Eltern sehen aber auch Lernpotenziale für ihre Kinder im Umgang mit den digitalen Medien.

⇒ Wie Sie den eigenen PC kindersicher einstellen, erfahren Sie in diesem Blogartikel.
⇒ Und wie Kinder sicher im Internet surfen, können Sie hier nachlesen.

 

Fazit

Medien sind aus dem Alltag vieler Kinder nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung nimmt in vielen Bereichen stetig zu, sodass viele Kinder in der Bedienung von Medien früh fit und schnell selbstständig werden. Inwiefern damit ein verantwortungsvoller, reflektierter und sicherer Medienumgang einhergeht, bleibt offen. Dadurch ergeben sich auch für Menschen, die mit Kindern zusammenarbeiten, neue Verantwortungsbereiche. Die Einbindung der Medien, sowohl kreativ als auch reflexiv über Gespräche und Spiele, bieten vor allem den Kindern eine Chance, die keinen Zugang oder keine kompetente Begleitung haben. Medienkompetenz zu vermitteln, spielt hier eine wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur um den richtigen Umgang und technisches Know-how, sondern auch um die Aufklärung über potenzielle Gefahren und die Medienwirkung wie z.B. den Umgang mit Schönheitsidealen und Fake News. Dabei spielt auch Medienwissen eine Rolle, wie die Funktion von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz. Dies setzt allerdings voraus, dass sich auch Erwachsene mit den Medien auseinandersetzen, mit denen Kinder alltäglich konfrontiert sind. Vor allem sollten neue Medienformen bzw. -plattformen nicht unterschätzt werden und in die Arbeit mit Kindern altersgerecht integriert werden.

Tipp: Ähnliche Studienreihen des mfps nehmen sich andere Altersgruppen zum Ziel. So gibt es auch die Studienreihen JIM (Jugend), SIM (Senior*innen), FIM (Familie) und MiniKIM (Kleinkinder).

 


Quellen

https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2022/KIM-Studie2022_website_final.pdf (KIM-Studie)
Studien | mpfs.de


Kleinkinder und Medien? Die miniKIM-Studie gibt Aufschluss über den Medienkonsum der jüngsten Generation

Medienumgang von Jugendlichen – Neueste Erkenntnisse aus der JIM-Studie

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