KI-Tools im Test: Top oder Flop?
Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit DAS Thema der digitalen Welt. Doch was erwartet mich bei der Nutzung der neuen Tools und wie einfach gestaltet sie sich? Ich habe einen Selbstversuch gewagt und zwei KI-Tools zur Text- und Bildverarbeitung unter die Lupe genommen.
@canva
Tool 1: Die Schreibassistenz DeepL Write
„Bessere Texte im Handumdrehen. Schreiben Sie klar, präzise und fehlerfrei“. Dieses Versprechen erwartete mich, als mich meine Recherche auf die Seite von DeepL Write führte. Klingt doch gar nicht übel, oder? Im Vorfeld kannte ich nur das Sprachübersetzungstool von DeepL, das im Vergleich zu alternativen Plattformen ziemlich nuancierte Übersetzungen erzeugen kann. Im Januar 2023 hat DeepL eine KI-Sprachassistenz veröffentlicht, die zunächst als Beta-Version (d.h. als Testversion) kostenlos verfügbar ist. In seinem Blog behauptet das Unternehmen, die KI könne nicht nur Grammatik- und Rechtschreibfehler verbessern, sondern auch stilistische Korrekturen wie Satz- und Wortumformulierungen auf Deutsch und Englisch vornehmen.
DeepL Write: Rechtschreibfehler können verbessert und Formulierungen korrigiert werden.
DeepL im Test
Spontan gab ich einfach mal ein paar Sätze ein. Als ich mir DeepLs Verbesserungsvorschlag durchlas, staunte ich nicht schlecht: Dass die extra eingebauten Rechtschreibfehler korrigiert wurden, war zu erwarten. Doch darüber hinaus ließ sich der Text aufgrund der Umformulierungen nun viel besser lesen und wirkte stimmiger. Außerdem wurden beim Anklicken einzelner Wörter oder Sätze weitere Alternativvorschläge aufgelistet. Dabei fiel mir auf: DeepL passt sich automatisch an das Sprachniveau des Eingabetextes an. Das ist eine wichtige Funktion, da so z.B. auch Personen , die auf Leichte Sprache angewiesen sind, beim Schreiben und Lesen unterstützt werden können.
Auch KIs sind nicht unfehlbar
Beim weiteren Experimentieren tauchten dann doch hin und wieder Formulierungen auf, die nicht unbedingt meinem Geschmack entsprachen. Außerdem schien DeepL nicht immer zu verstehen, was genau die Kernaussage des Satzes war, sodass z.B. doppeldeutige oder leicht ironische Wörter fälschlicherweise verändert wurden. Also merke: Auch eine KI ist nicht immer vor Fehlern gefeit.
Tool 2: Bilder erstellen mit Lexica
Doch im Internet gibt es nicht nur KI-Tools für Text. Immer häufiger schwärmen mir Menschen vor, wie sie mit einem Mausklick ästhetische und für jeden Anlass passende Bilder erstellen können.
Bei meiner Recherche stieß ich auf die Plattform Lexica. Ein großer Vorteil: Im Gegensatz zu vielen anderen, zum Teil deutlich bekannteren Tools wie Midjourney oder DallE, kann man hier 100 Bilder pro Monat kostenlos erstellen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Abo-Modelle in unterschiedlichen Preisklassen, mit denen man z.B. mehr Bilder erstellen kann. Ein wichtiger Faktor, den man vorher unbedingt abklären sollte, ist das Urheberrecht. Gemäß Lexica ist die private Verwendung der selbst erstellten Bilder in jedem Fall möglich – auch ohne Abo. Lexica definiert die private Nutzung als eine Nutzung, bei der kein finanzieller Gewinn erzielt wird (anders als z.B. beim Verkauf von Lexica-Bildern). Was das allerdings für die Nutzung für uns als Blog oder für kirchliche Institutionen bedeutet, ist unklar formuliert. Eine schriftliche Nachfrage wurde bis zum Redaktionsschluss von Lexica nicht beantwortet, weshalb wir uns dazu entschieden haben, die im Selbstversuch erstellten Bilder nicht zu verwenden.
Und nun an die Arbeit!
Schon auf der Startseite konnte ich allerlei bunte und kuriose Kreationen anderer Nutzer:innen begutachten. Die Motive reichten von Fantasiemonstern in Ritterrüstungen bis hin zu motorradfahrenden Päpsten. Sie sehen: Alles ist möglich.
Die Startseite von Lexica. Hier können die Projekte anderer angeschaut werden.
Um nun meine eigenen Kunstwerke zu erstellen, musste ich lediglich eine E-Mail-Adresse angeben und diese bestätigen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, bin ich mit einer etwas naiven Vorstellung an die ganze Sache herangegangen. Denn dass man sich zurücklehnen und sofort ein perfektes Bild herunterladen kann, entspricht nicht ganz der Realität.
„Prompts“ sind der Schlüssel zum Glück
Damit die KI weiß, was man sich unter dem Bild genau vorstellt, muss man sie mit ganz schön vielen Informationen füttern. Dieser Input erfolgt über sogenannte „Prompts“ (d.h. Befehle), die man möglichst genau und – das ist ein kleiner Haken – auf Englisch formulieren muss. Neben Motivbeschreibungen ist auch das Beschreiben von Kunststilen sehr hilfreich. Gerade letzteres erfordert ein wenig Hintergrundwissen, das man sich unter Umständen erst aneignen muss. Meine Erfahrung: Je ungenauer die Beschreibung, desto unrealistischer und merkwürdiger wurde das Bild. Was mir dabei sehr geholfen hat: Die auf der Startseite vorgestellten Bilder der anderen Nutzer:innen genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei jedem erstellten Bild ist angegeben, mit welchen Befehlen es generiert wurde. So bekam ich relativ bald ein Gespür dafür, wie ich meine Prompts richtig formulieren sollte und welche Stile mir gut gefallen.
Übung macht den Meister
Doch auch nach unzähligen Versuchen sahen – zu meinem Frust – die von mir erstellten Bilder einfach nicht ganz so toll aus wie die der anderen. Das braucht wohl noch etwas Übung.
Fazit
Insgesamt haben mich beide Tools dennoch überzeugt. DeepL Write kann eine gute Ergänzung und Hilfestellung für das eigene Schreiben bieten. Sei es bei akuten Formulierungsblockaden, Unsicherheiten beim Schreiben in einer Fremdsprache (Englisch oder Deutsch) oder (Lese-) Rechtschreibschwächen. Natürlich gilt auch hier der Grundsatz für alle Text-KIs: Nicht einfach abschreiben, sondern noch einmal ordentlich nachprüfen.
Bild-Tools wie Lexica ermöglichen es, gute Bilder für ganz bestimmte Zwecke oder einfach nur zum Spaß zu erstellen – vorausgesetzt man hat sich ein wenig mit dem Programm auseinandergesetzt. Mittlerweile glaube ich, dass gerade die Frage „Wie stelle ich mir ein Bild im Detail vor und wie kann ich dies sprachlich ausdrücken?“ die eigene Kreativität und Fantasie auf eine ganz neue Art und Weise schult und fördert.
Wichtig zu erwähnen: Dieser Artikel basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen im Mai 2023. Die Welt der KI verändert sich täglich – einige Tools kommen, andere gehen. Auch Nutzungsbedingungen wie z.B. Preise können sich ändern. Neben den hier vorgestellten Tools gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Alternativen, die wir in diesem Rahmen allerdings nicht getestet haben. Die Vereinbarkeit mit der Datenschutz-Grundverordnung ist ein arbeitsrelevante Aspekte, der in diesem Praxistest jedoch nicht berücksichtigt wurde. Dies muss im Einzelfall beurteilt und abgestimmt werden.
Quellen
DeepL-Blog | News zu unseren Ideen und Innovationen
DeepL Write: Ihr KI-Schreibassistent
KI: Künstliche Intelligenz – Eine Gefahr für die Medienkompetenz?