KI: Künstliche Intelligenz – Eine Gefahr für die Medienkompetenz?

Mit dem neuen Chatbot ChatGPT liegt die KI im Internet erneut im Trend. Längst wird Künstliche Intelligenz als nächster Schritt der Digitalisierung gefeiert. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Medienkompetenz? Wir sind der Frage nachgegangen und haben für Sie die KI selbst befragt. 

 

KI, Künstliche Intelligenz

@canva

KI – eine Gefahr für die Medienkompetenz?

Medienkompetenz bezieht sich auf die Fähigkeit, Medien verantwortungsvoll und kritisch zu nutzen, indem man sie bewusst, reflektiert und kreativ einsetzt. Sie umfasst sowohl die technischen Fähigkeiten, die für die Nutzung von Medien erforderlich sind, als auch die Fähigkeit, die Inhalte und Botschaften von Medien kritisch zu beurteilen und in einen größeren Kontext einzuordnen. Durch die Verwendung von KI in den Medien, wie zum Beispiel in der Bild- und Spracherkennung, der automatisierten Übersetzung oder den personalisierten Empfehlungssystemen, wird die Interaktion mit Medien für die Nutzer:innen immer komplexer und vielfältiger.

Einerseits kann KI dazu beitragen, die Medienkompetenz der Menschen zu verbessern, indem sie zum Beispiel als Hilfe bei der Recherche von Informationen oder bei der Verarbeitung von Medieninhalten gezielt eingesetzt wird. Andererseits ist es aber auch wichtig, dass die Menschen selbst die Fähigkeit haben, mit KI und ihren Produkten verantwortungsbewusst umzugehen und sie kritisch zu hinterfragen. Insbesondere in Bezug auf die Verbreitung von falschen oder manipulierten Informationen im Internet ist es wichtig, dass die Menschen in der Lage sind, die Glaubwürdigkeit von Quellen zu überprüfen und sich kritisch mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Daher spielt die Medienkompetenz auch bei der Nutzung von KI eine große Rolle.

ChatGPT: KI, der „neue“ Trend?

Die Social-Media-Welt liefert viele, mal eher kurz-, mal eher langlebige Trends. Seit Dezember 2022 feiert das Internet den, auf künstliche Intelligenz basierenden, Chatbot ChatGPT, der mit seinen Usern ganze Gespräche führt. Aufgrund der meist korrekten und umfassenden Antworten wird die sprachbasierte KI schnell zum Internet-Trend und erobert die Social Media Feeds im Sturm. Das Besondere an GPT: Im Gegensatz zu anderen Chatbots stellt GPT Gegenfragen, geht auf vorherige Aussagen des/der menschlichen Benutzer:in ein und überzeugt mit fachlichem Wissen.

Mittlerweile finden sich im Internet auch viele Selbsttest mit dem Textgenerator, die die Bandbreite an Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz vor Augen führt. So löst ChatGPT auf Befehl der Nutzer:innen schwere Rechenaufgaben, erledigt Hausaufgaben, schreibt seitenlange Uniaufsätze und sogar erfolgreiche Bewerbungen. Viele Lehrkräfte sowie Professoren an Universitäten fürchten nun sogar, dass eine Vielzahl an Hausarbeiten nicht mehr eigenständig von den Schüler:innen und Studierenden verfasst werden, sondern von einem Chatbot. Das Problematische: Es ist oft nicht einmal erkennbar, dass hinter dem Urheber der Hausarbeit kein echter Mensch steckt. Auch den obigen, fett-markierten Text hat ChatGPT eigenständig verfasst. Die einzige Arbeitsanweisung: Erkläre mir Medienkompetenz und was diese mit KI zu tun hat.

KI liegt jedoch nicht erst seit dem neuen Chatbot im Trend. Wenige Wochen zuvor begeisterten die Endprodukte der App Lensa ganz TikTok und Instagram. Nach dem Einstellen von nur 10 eigener Selfies generiert Lensa automatisch bunte und comichafte Selbstporträts der Nutzer:innen. Sie zeigen die Person als Fantasiewesen, Superheld:in oder Avatar und eignen sich damit perfekt als Posts für die sozialen Netzwerke.

KI als nächste Stufe der Digitalisierung

Künstliche Intelligenz wird heute schon vielfach im Alltag eingesetzt. Vor allem im Internet kommt KI oft zur Geltung und verbirgt sich beispielsweise in den Produktempfehlungen beim Online-Shopping. Aber auch die algorithmisch-personalisierten Social-Media-Feeds, die Sprachassistenten Siri und Alexa und Übersetzungsprogrammen wie Google Translate basieren auf KI. In vielen Medienunternehmen erstellt sie mittlerweile sogar ganze Nachrichtenbeiträge. Doch nicht nur in der online Welt ist Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch, auch in der analogen Realität wird KI immer häufiger eingesetzte, so auch im Gesundheitssystem oder im Verkehr – Stichwort autonomes Fahren und Navigationssysteme.

Expert:innen vermuten nun sogar, dass sprachbasierte Chatbots wie ChatGPT, Google und andere herkömmliche Suchmaschinen in zeitnaher Zukunft ablösen könnte. Grund hierfür sind schlichtweg der Aufbau von Chatbot und Suchmaschine. Während die Suchdienste in wenigen Millisekunden oft Millionen Ergebnisse, inklusive geschalteter Anzeigen, liefern, spuckt ChatGPT auf Fragen immer eine konkrete Antwort aus. Außerdem sorgt der gesprächsähnliche Chat mit dem Textgenerator für eine größere Bindung zwischen Nutzer:in und digitalem Medium. Durch die sehr menschlichen Konversationen mit dem Chatbot sinken jegliche Bedenken rundum den Datenschutz. User sind so eher gewillt persönliche Informationen preiszugeben, im Umkehrschluss führt das zu personalisierteren Antworten der KI, und der Teufelskreis beginnt.

KI als Gefahr

Dieses Grundvertrauen gegenüber dem künstlichen Gesprächspartner führt zu verheerenden Problemen. Folglich hinterfragen Nutzer:innen die Antwortergebnisse der Chatbots nicht und agieren unkritischer. Die Überprüfung auf Richtigkeit der erhaltenen Informationen nimmt weiter ab.

Gefährlich wird das, wenn Chatbots falsche oder völlig frei erfundene Antworten liefern. Auf die beabsichtigt falsche Spaßfrage „Wird Angela Merkel nochmal Bundespräsidentin?“, antwortete mir die KI,Angela Merkel ist derzeit Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt kein Amt des Bundespräsidenten in Deutschland. Der Bundespräsident ist der Präsident der Republik Österreich. Angela Merkel ist also nicht in der Lage, Bundespräsident zu werden, da sie kein Österreicher ist und auch nicht in Österreich lebt.“ Bei der nochmaligen Nachfrage, wer der aktuelle Kanzler von Deutschland sei, kommt die prompte Antwort „Armin Laschet“.

In diesem Fall sind die Falschantworten des Chatbots vielleicht lustig, in anderen Fällen können diese Aussagen User in die Irre führen und desinformieren. Eine Quellenangabe zu dem Ursprung der inhaltlichen Aussagen veröffentlicht der Chatbot nicht.

Auf politisch-ideologisch gerichtete Meinungsfragen gibt ChatGPT aktuell keine Antwort und verweist auf die eigene politische Neutralität sowie die Meinungsfreiheit. (ChatGPT: „Als künstliche Intelligenz habe ich keine persönlichen Ideologien oder politischen Überzeugungen. Mein Ziel ist es, den Menschen zu helfen, indem ich ihnen so objektiv und neutral wie möglich Informationen und Hilfe anbiete.“) Die politische Neutralität von Künstlicher Intelligenz ist natürlich äußerst wichtig und sehr verantwortungsbewusst. Problematisch wird es nur, wenn ideologisch-gerichtete Nachahmer des Textgenerators entstehen, die durch die Verbreitung von Fake-News die bereits bestehenden Filterblasen und Echokammern des Internets noch weiter verstärken.

Gefährlich wird es auch, wenn durch die KI eine massenhafte Desinformation in der Gesellschaft entsteht oder User den Chatbot dazu instrumentalisieren, beabsichtigt Falschinformationen zu verbreiten. Da die KI von den Menschen lernt und die Aussagen wiedergibt, die ihr User beibringen, können diese selbst steuern, welche Positionen der Bot in Diskussionen einnimmt und welche Informationen er an andere weitergibt. Jene Selbstlernfunktion könnte so von User:innen dazu missbraucht werden, die KI als Multiplikator der eigenen Propaganda einzusetzen.

Fazit: Was KI für die Medienkompetenz bedeutet

Künstliche Intelligenz ist bereits ein fester Bestandteil der Medienwelt, aufgrund der aktuellen Entwicklung zu immer mehr KI-basierten Funktionen, Apps und Tools, müssen sich die Internet-User der Vor- und Nachteile sowie Gefahren von KI bewusst werden.

Parallel zum vermehrten Einsatz von Künstlicher Intelligenz im digitalen Raum, steigen auch die Kompetenzanforderungen an die User medialer Geräte. Im Umkehrschluss werden immer größere Teile der Gesellschaft „digital abgehängt“. Neben einer noch reflektierteren Mediennutzung, fordert die Verwendung von künstlich-algorithmisch generierter Inhalte auch einen kritischeren Umgang mit Informationen, das Stichwort Fakt-Checking wird noch wichtiger werden.

Des Weiteren darf Künstliche Intelligenz die Medienkompetenz zwar fordern, aber nicht beeinträchtigen. So darf sie auch den Zugriff auf internationales Wissen sowie wissenschaftliche Informationen nicht einschränken. Herkömmliche Suchmaschinen liefern in wenigen Sekunden unzählige, meinungspluralistische Suchergebnisse. Damit fördern sie nicht nur die Recherchekompetenz, sondern auch das Allgemeinwissen sowie die eigenständige Meinungsbildung der Internetnutzer:innen. Durch einzelne Direktantworten auf Suchfragen behindern Chatbots wie ChatGPT nicht nur die Argumentationsvielfalt im öffentlichen Diskurs, sondern verwehren ihren Usern auch den Zugang zu konträren Meinungen und kritischen Analysen. Bestehende Probleme des Internets, wie Echokammern und Filterblasen, werden so nicht bekämpft, sondern bis auf ein Extremstes gefördert. Die fehlende Auseinandersetzung mit gegenläufigen Meinungen behindert die Nutzer:innen so in ihrer freien Entfaltung sowie eigenständige politische Orientierung.

Jedoch kann Künstliche Intelligenz auch bei der Aneignung von Medienkompetenz helfen. Chatbots wie der ChatGPT ermöglichen es Usern erste virtuelle Erfahrungen in einem geschützten Raum zu sammeln. Neue Nutzer:innen können mittels Chatbots den Umgang in der digitalen Welt „üben“. Wichtig sind hier jedoch klare Diskursregeln und Einstellungen, die es weder der Chat-KI, noch anderen Nutzenden ermöglicht Falschinformationen zu verbreiten. Auch muss verhindert werden, dass Nutzende den menschlichen Aufbau des Chatbots für eigene Vorteile zu missbrauchen.

 


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