22.11.19

Interview: Einsatz der App „Actionbound“ in der kirchlichen Jugendarbeit

Können interaktive Apps sinnvoll in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen eingesetzt werden? Welche Inhalte können vermittelt werden? Und warum sollte man diese Technik überhaupt nutzten? Ein Interview mit Jugendpfarrer Matthias Rumm schafft Klarheit.

 
Bernhard Möller

Fortbildungen & Seminare
Medien und Bildung

 
Interview: Einsatz der App „Actionbound“ in der kirchlichen Jugendarbeit

Jeder kennt es und wir alle haben es in unserer Kindheit schon gespielt. Das Geländespiel „Schnitzeljagd“ ist bis heute der Klassiker unter den Gesellschaftsspielen bei Kindern und Jugendlichen. An der frischen Luft müssen Aufgaben und Rätsel gelöst werden, um so dem heiß begehrten Schatz langsam aber sicher auf die Spur zu kommen.

Keine Frage, die Idee hinter dem Spiel ist durchaus etwas in die Jahre gekommen. Darum haben sich die Entwickler der App „Actionbound“ etwas einfallen lassen. Der Nutzer hat dabei die Möglichkeit, vorgegebene Smartphone- oder Tablet-Ralleys, sogenannte Bounds, zu erkunden oder einen eigenen Bound zu kreieren. Das Prinzip dahinter ist dem der Schnitzeljagd nachempfunden und der Spaß und vor allen Dingen die Vermittlung von Wissen kommen bei den Rallyes nicht zu kurz. Actionbound eignet sich nicht nur für privates Vergnügen, sondern kann auch in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen eingesetzt werden. Actionbound ist dabei für die private Nutzung kostenfrei, die Lizenzen für den Bildungsbereich hängen von der jeweiligen Institution ab.

Wie man die App genau in der pädagogischen Arbeit einsetzten kann und was man beachten muss, hat uns Matthias Rumm näher erklärt. Der Stuttgarter Stadtjugendpfarrer setzt Actionbound bereits seit Jahren erfolgreich bei seiner Arbeit mit Jugendlichen ein. Er und seine Jugendlichen profitieren von der App.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die App „Actionbound“ in ihrer Arbeit mit Jugendlichen einzusetzen?

Matthias Rumm: Ich habe schon längere Zeit überlegt, wie die klassische Idee einer Schnitzeljagd mit digitalen Endgeräten umsetzbar sein könnte. Da stieß ich auf die App Actionbound, die genau diese Idee umsetzt. Die Macher haben selbst Jugendarbeit gemacht und realisierten die Idee der digital-gestützten Schnitzeljagd.

Dabei geht diese App weit über ein klassisches Geo-Caching hinaus. Denn es ist möglich, über die standortbezogenen Dienste, umfangreiche Texte und Medieninhalte wie Bilder, Filme oder Audio zu hinterlegen. Selbst ein Upload von Medieninhalten durch die Teilnehmenden ist möglich. Erstellt werden die Bounds online im Browser nach Registrierung. Dort werden die Bounds auch gespeichert und können jederzeit dupliziert oder verändert werden.

 

Welche Inhalte können dabei vermittelt werden?

Matthias Rumm: Was die hinterlegten Inhalte betrifft, sind den Erstellenden von Actionbound keine Grenzen gesetzt. Besonders geeignet sind Bildungsinhalte. So habe ich z.B. schon Stadterkundungen erstellt oder mit Schülerinnen in einem Projekt Rundgänge zu Stolpersteinen in der Innenstadt Stuttgarts kreiert. Es ist auch möglich, die App im Unterrichtsgeschehen zu nutzen, denn es ist nicht zwingend notwendig, mit standortbezogenen Diensten Outdoor zu arbeiten. Man kann auch indoor mit QR-Codes Inhalte hinterlegen und aufrufen. Das ist beispielsweise für ein Hausspiel oder einen Lernzirkel interessant. Gerade im Bereich der Bildung hat die App Potenziale und sie wird zunehmend genutzt.

 

Wie nehmen Jugendliche Actionbound an?

Matthias Rumm: Jugendliche haben Freunde daran, digitale Endgeräte zu nutzen. Einen Bound zu erleben ist einfach. Man benötigt nur ein Smartphone oder Tablet und die kostenlose App Actionbound. Nach dem Start kann nach einem Bound besucht werden. Einfach auswählen und dann geht es schon los. Die Möglichkeiten der Eingabe sind übersichtlich und einfach in der Bedienung. Und Spaß macht das natürlich dann auch, wenn die Inhalte abwechslungsreich, Aufgaben lösbar und trotzdem herausfordernd sind. Es hängt viel davon ab, wie der Bound erstellt wurde.

 

Was sollte beim Einsatz der App beachtet werden?

Matthias Rumm: Ob die Jugendlichen die App motiviert nutzen, hängt auch von der Erstellung des Bounds ab. Ist er in eine gute Story eingebettet? Sind die Inhalte interessant, die Bilder und weiteren Medieninhalte ansprechend? Und sind die Aufgaben machbar? Die Bounds können allein oder in Gruppen gespielt werden. Mit anderen zusammen unterwegs zu sein macht natürlich mehr Spaß. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass gemeinsam ein Endgerät genutzt wird, zu dem alle Einsicht haben und somit auch beteiligt sind.

 

Gibt es Datenschutzlinien, die berücksichtigt werden müssen?

Matthias Rumm: Wie bei allen Inhalten, die veröffentlicht werden, sollte man das Urheberrecht beachten. So muss beispielsweise bei den Medieninhalten, die für den Bound genutzt werden, beim Upload zur Erstellung des Bounds, die Urheberschaft angegeben werden. Da die App auch die Möglichkeit bietet, Bilder und Videos hochzuladen, müssen die Teilnehmenden damit auch einverstanden sein. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, die Uploads öffentlich zugänglich zu machen oder nur für die Erstellenden des Bounds. Im Zweifelsfall sollte darauf hingewiesen werden, dass keine Selfies hochgeladen werden, sondern vielleicht nur Füße oder Hände der Jugendlichen.

 

Was benötigt man für den Einsatz der App in der pädagogischen Arbeit?

Matthias Rumm: Zur Bound Erstellung wird ein Computer mit Internetzugang benötigt. Nach der Registrierung auf Actionbound kann ein Bound erstellt werden. Dieser kann auf dem Smartphone oder Tablet in der kostenlos verfügbaren App Actionbound gespielt werden. Die Teilnehmenden können entweder ihr eigenes Endgerät nutzen oder eines, dass die pädagogische Kraft zur Verfügung stellt. Tablets haben sich dabei bewährt, da gerade bei Gruppen Bounds mehrere Personen auf den Bildschirm schauen können. Wem unterwegs keine Internetverbindung zur Verfügung steht, kann den Bound im Vorfeld auf das jeweilige Gerät laden, sodass unterwegs kein Internetzugang benötigt wird.

 

Fazit:

Actionbound bietet viel Potenzial. Sie hat es geschafft die herkömmliche Schnitzeljagd neu zu definieren und gerade für Jugendliche ist die App attraktiv, da die digitale Schnitzeljagd nicht nur Spaß macht, sondern auch jede Menge Lerninhalte vermittelt. Zu beachten ist bei der Nutzung der App, dass die Datenschutzlinien eingehalten werden und die Bounds für die jeweilige Altersgruppe der Jugendlichen mit Bedacht erstellt und ausgewählt werden. Und damit sicher alle mitmachen können und es eine Gemeinschaftsaktion wird, sollte auch nur ein Smartphone/Tablet mit der installierten App eingesetzt werden.

 — Das Interview führte Nina Schick, Praktikantin im Evangelischen Medienhaus

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