20.02.17

Zum Lesen verführen

Eine Einleitung, die die Leser sofort in den Bann zieht und für den Text begeistert: So gelingt der perfekte Einstieg.

 
Nadja Golitschek

ehem. Managerin
Community

 
Zum Lesen verführen

So gelingt der gute Einstieg in den Text, der die Leser dran bleiben lässt

Schreiben könnte so schön sein, wenn einem nur ein Einstieg einfallen würde. Glücklicherweise müssen wir das Rad nicht immer neu erfinden. Hier drei Einstiegsvarianten, die leicht umzusetzen sind.

 

1. Der nachrichtliche Einstieg

Ein nachrichtlicher Texteinstieg ist eher nüchtern. Er konzentriert sich auf die Fakten und beantwortet einige der folgenden Fragen: Wer tut was, wann und wo, wie und warum? Und welche Quelle hat mir das verraten? Welche „Ws“ Sie für Ihren Vorspann auswählen und wie sie diese gewichten, bleibt Ihnen überlassen.

Beispiel: Die Verkehrsminister der Länder haben sich gegen ein generelles Fahrverbot für Dieselfahrzeuge ausgesprochen. (Wer tut was?)
Eine Variante des nachrichtlichen Einstiegs ist der Schlagzeilen-Einstieg – besonders beliebt bei der Boulevard-Presse. Doch Sie wollen sicherlich auch mit ihren Texten Aufmerksamkeit erregen. Keine Scheu also, Ihren Einstieg mit einem Ausrufezeichen zu versehen.
Beispiel: Der Staat will uns an den Sparstrumpf! Der Bundestag hat in seiner gestrigen Sitzung eine Erhöhung der Vermögenssteuer beschlossen.

 

2. Einstieg mit Frage

Beginnen Sie Ihren Text mit einer Frage. Das stellt einen persönlichen Kontakt zu Ihrer Leserin/Ihrem Leser her, weckt sein Interesse. Denn natürlich möchte die/der nun auch gerne die Antwort erfahren. Diese sollten Sie im Verlauf des Texts dann aber auch geben.

Beispiel: Großer Kopf – gescheiter Kopf? Intelligenz muss nicht schwer wiegen. Auf die Dynamik der Hirnentwicklung kommt es an. Können Sie folgen? (Weltwoche)

 

3. Einstieg mit Zitat

Zitat-Einstiege können als Einstieg ebenfalls gut funktionieren. Allerdings gilt hier besonders: Bitte kurz und knackig! Leser steigen oft aus, wenn sie nicht schnell genug erfahren, wer etwas sagt. Länger darf es dann sein, wenn das Zitat selbst sehr originell ist.

Beispiel: „Die Familie Jesu reicht weit über Stuttgart und die württembergische Landeskirche hinaus – Gott sei Dank!“ Mit diesen Worten begrüßte Prälatin Gabriele Wulz die Gäste der Partnerschaftskonsulation beim Eröffnungsgottesdienst am Donnerstagabend, 22. September, in der Stuttgarter Leonhardskirche. (www.elk-wue.de)
Aussprüche von Berühmtheiten eignen sich vor allem dafür, neue Abschnitte oder Kapitel in langen Abhandlungen oder Büchern zu beginnen. Der Leser kommt so ins Nachdenken, nickt innerlich oder muss schmunzeln – und liest dann hoffentlich weiter.

Hier noch eine beruhigende Nachricht zum Schluss: Sprachliche Brillanz spielt kaum eine Rolle, wenn es darum geht, den Leser bzw. die Leserin dazu zu bringen, den Text fertig zu lesen. Das hat eine Studie am Dortmunder Institut für Journalistik ergeben, dafür wurden 150 Probeleser befragt und ihnen Einstiegssätze zur Bewertung vorgelegt. Verspielte Formulierungen und detailgetreue Beschreibungen fielen dabei weitgehend durch, während Einstiege mit einfachem Satzbau punkteten.

Am Ende wollen die Leute vor allem eines: Den verständlich und anregend formulierten Satz mit Kerninformationen zum Thema.

     

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