Gendern, aber wie? – Genderzeichen erklärt
Wir passen die Sprache ständig unseren Bedürfnissen an, da wir mit ihr die Welt beschreiben, die uns umgibt. Da ist es nur logisch, die Sprache auch genderspezifisch anzupassen. Doch wie gestalte ich meinen Text so, dass er nicht nur formal passt, sondern auch noch lesbar ist?
pixabay
Die Zeiten Gendern sich:
Wenn sich Sprache verändert, stößt das meist auf Ablehnung und Unverständnis. Es war doch schon immer so, warum sollte man dann daran rütteln? Warum daran aber nicht nur gerüttelt werden sollte, sondern ein neues Bewusstsein entstehen muss, macht die Schauspielerin Lara aus Hamburg in ihrem Musikvideo deutlich.
Lara ist Schauspielerin und findet nicht alles toll, was sie in der Film- und Fernsehwelt erlebt. Deshalb drehen sich ihre YouTube-Filme rund um Schönheitsdruck und mehr Mut, sein zu können, wer man ist. Ihre Videos entstehen in Zusammenarbeit mit Pinkstinks Germany, einem gemeinnützigen Verein, der sich gegen eingeschränkte Frauen- und Männerbilder einsetzt.
Gendernzeichen:
Um zu „gendern“ gibt es mittlerweile einige Möglichkeiten, die sowohl Vorteile, als auch Nachteile beinhalten. Wir stellen Ihnen heute einige dieser Beispiele vor.
Gender-Doppelpunkt:
Der Gender-Doppelpunkt ist die neuste Schreibvariante. Sie hat sich seit 2018 etabliert und wird sehr gerne verwendet, da man beim Tippen den Doppelpunkt einfacher einsetzten kann, als ein Sternchen (Gendersternchen) oder einen Unterstrich (Gender-Gap). Beim Sprechen wird zwischen dem Wortstamm und der Endung eine Pause gelassen.
Beispiel: Maler – Maler:in
Zu beachten: Dieses Genderzeichen ist der deutschen Rechtschreibung nicht bekannt und wird daher z.B. in der Schule nicht anerkannt.
Der Gender-Doppelpunkt hat jedoch den anderen Genderzeichen einen wichtigen Punkt voraus: In Screenreadern, die von Personen mit einer Seheinschränkung oder Blinden genutzt werden, wird der Doppelpunkt als Pause gelesen.
Gendersternchen:
Das Gendersternchen, Gender-Stern, oder Genderstar ist das wohl gebräuchlichste Zeichen, um in einem Text zu gendern. 2020 wurde das Gendersternchen in der Neuauflage des Duden aufgenommen. Hier wird ein Stern nach dem Wortstamm und vor die weibliche Endung gesetzt.
Beispiel: Maler – Maler*in
Zu beachten: Das Gendersternchen ist nicht barrierefrei – wird also in Screenreadern als „Stern“ vorgelesen. Zudem ist das Gendersternchen nicht „Rechtschreib-Regel-konform“, also z.B. in der Schule nicht zulässig.
Gender-Gap:
Wie das Gendersternchen setzt man auch den Gender-Gap (Unterstrich) zwischen den Wortstamm und die weibliche Endung. Der Unterstrich wird als Pause gesprochen. Der Unterstrich soll die Trennung beider Geschlechter noch „unterstreichen“ und als „Störer“ fungieren.
Beispiel: Maler – Maler_in
Zu beachten: Auch diese Wortbildung ist nicht rechtschreibkonform und wird so auch z.B. in Word als falsch angestrichen. Auch der Gender-Gap ist nicht barrierefrei.
Binnen-I:
Diese Schreibweise wird schon seit den 80ern verwendet. Allen voran in der taz. Heute wird die Wortbildung kaum noch benutzt.
Beispiel: Maler – MalerIn
Zu beachten: Beim Sprechen wird die Trennung beider Geschlechter nicht deutlich. Auch in der Rechtschreibung ist das Binnen-I nicht gebräuchlich.
Vorgehen und Alternativen
Egal, für welche der Varianten Sie sich entscheiden, ist zu beachten, dass Sie bei Ihrem Internetauftritt oder Schreiben immer einheitlich bleiben. Wechseln Sie nicht zwischen den verschiedenen Optionen. Das verwirrt den Leser und stört den Lesefluss zusätzlich.
Wenn Sie sich unsicher sind, versuchen Sie Ihre Texte mit neutralen Formulierungen zu gestalten. Zum Beispiel durch geschlechtsindifferente Personenbezeichnungen (Fachkraft/Mitglied) oder mit Pluralformen (Ehrenamtliche/Mitarbeitende).
Wenn Sie die Beteiligung von Frauen oder Männern hervorheben wollen, können Sie auch die Paarform wählen (Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen)
Tipps und Beispiele für geschlechtergerechte Formulierungen finden Sie auch auf der EKD Seite:
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„Vielfalt leben! WIR in den Medien“
Das ist das Motto des Medienpädagogischen Fachtags der Stuttgarter Kinderfilmtage am 20.01.2021.
Medien spiegeln die Vielfalt unserer Gesellschaft. Vielfalt äußert sich in Geschlecht, Kultur, Religion, sexueller Orientierung, Weltanschauung, körperlicher Verfasstheit, Aussehen, sozialem Stand oder in weiteren Aspekten der Lebensführung. Diversität wird auch in die Medienwelt getragen und dort auf verschiedenste Art und Weise gelebt. Dennoch stehen Produzent*innen und Nutzer*innen damit vor der Herausforderung, mit der Verschiedenartigkeit der Menschen respektvoll umzugehen. Wie können wir Verantwortung für unser digitales Handeln übernehmen? Finden sich alle Kinder und Jugendliche in medialen Darstellungen wieder? Wie erreichen wir, dass Vielfalt zur Normalität wird?
Zusammen werden wir an diesem Fachtag diese und weitere Fragen klären, tiefer in die Thematik einsteigen und erfahren, wie wichtig (medien)pädagogische Arbeit in diesem Zusammenhang ist. Expert*innen berichten aus ihrer Praxis und laden in Workshops zum Mitmachen ein.
Erfahren Sie mehr über das Motto, den Medienpädagogischen Fachtag und die Stuttgarter Kinderfilmtage auf https://www.stuttgarter-kinderfilmtage.de/
Auh auf dieser Seite wird munter mit Sonderzeichen gegendert, obwohl das alles andere als „gerecht, sensibel und inklusiv“ ist. Von der Notwendigkeit einer „genderspezifischen Anpassung“ der Sprache kann keine Rede sein. Als Autor, Verleger und Sprachwissenschaftler kritisiere ich das Gendern seit seinen Anfängen, weil es im Kern ideologiegetriebener unsinn ist.
Das Gendern ist
– auf wissenschaftstheoretischer Ebene das Produkt einer Agendawissenschaft, die in ihren Untersuchungen herausfindet, was sie vorher an Prämissen hineingesteckt hat („Deutsch ist eine Männersprache“ L. Pusch). Die Sprache wird als Vehikel für eine politische Agenda benutzt.
– auf sprachwissenschaftlicher Ebene undurchdachter Aktionismus am ungeeigneten Objekt. Es ist Unsinn, das generische Maskulinum als Feindbild zu bekämpfen. Wollte man es aus der deutschen Sprache vollends ausmerzen, würde man die Sprache mit zerstören. Die meisten Vorschläge zum Gendern sind nicht zu Ende gedacht.
– auf gesellschaftspolitischer Ebene der Versuch einer Sprachlenkung von oben. Es entsteht eine moralisierende Signalsprache, die von der großen Mehrheit der Sprachgemeinschaft abgelehnt wird. Diese Tatsache wird von den Befürwortern hartnäckig ignoriert. Sie können nicht zugeben, dass sie sich in eine Sackgasse manövriert haben, machen also verstärkt weiter. Das führt mittelfristig zu einer Spaltung der Sprachgemeinschaft.
Dabei ist die Lösung ganz einfach. Die generischen Formen (der Mensch, m, die Person, f, das Individuum, n) sind inklusiv und sexusneutral, auch wenn die „feministische Linguistik“ etwas anderes behauptet. Um das zu merken, muss man es merken wollen, Sexus und Genus unterscheiden und die Gender-Brille absetzen. Die geltenden Formen des Deutschen erlauben eine respektvolle und angemessene Ansprache aller: Verwendung der weiblichen Formen und Beidnennungen in der direkten Ansprache (aber nur dort!), ansonsten generisches Maskulinum oder elegante (!) Umschreibungen, Verzicht auf substantivierte Partizipien (Studierende, Radfahrende …)
Sie sollten sich nicht zeitgeist-opportunistisch verhalten, sondern das Deutsch benutzen, das die große Mehrheit Ihrer Kunden und Patienten spricht. Die Menschen werden es Ihnen danken.
Paul Pfeffer
Hallo Herr Pfeffer,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir versuchen so weit es geht unsere Texte so einfach als möglich zu gestalten, um die Themen allen zugänglich zu machen. Dabei haben wir uns für das Gendern entschieden, da es uns ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Uns ist bewusst, dass dieses Thema stark polarisiert, zumal es immer noch keine einheitlich geltenden Regelungen gibt. Bis dahin tun wir unser Bestes und lernen täglich neu dazu.
Liebe Grüße
Miriam Angerstein