Fritz Bauer: Film- und Literaturliste zum 50. Todestag

Dem Stuttgarter Fritz Bauer (1903-1968) ist es zu verdanken, dass in den sogenannten „Auschwitzprozessen“ ab 1963 die Verbrechen der NS-Zeit strafrechtlich verfolgt wurden.

Anlässlich des 50. Todestages von Fritz Bauer am 1. Juli 2018 finden Sie hier eine Medienliste über den Stuttgarter Juristen, der die die ersten Gerichtsprozesse gegen Auschwitz-Täter ins Rollen brachte

Fritz Bauer (1903-1968) war ein Stuttgarter Jurist, Jude und Sozialdemokrat, der nach einem kurzen KZ-Aufenthalt nach Schweden ins Exil emigrieren musste. Nach dem Kriegsende machte er sich als Generalstaatsanwalt in Frankfurt zunächst um die Rehabilitierung der Attentäter des 20. Juli verdient. Seine größte Leistung war allerdings, dass auf sein Betreiben hin ab 1963 die ersten Gerichtsprozesse gegen Auschwitz-Täter in Frankfurt stattfanden und er damit die Deutschen zu einer Auseinandersetzung mit den Geschehnissen während der Naziherrschaft brachte.

Die Bücher können in der Bibliothek entliehen werden – gerne schicken wir Ihnen es auch per Post zu.

Die vollständige Film- und Literaturliste kann hier geruntergeladen werden (PDF)


Filme über Fritz Bauer

Im Labyrinth des Schweigens (DVS877)

Giulio Ricciarelli, Deutschland 2014, 118 Min., f., Spielfilm

Der Film erzählt die Vorgeschichte des ersten, am 20. Dezember 1963 beginnenden Frankfurter Auschwitz-Prozesses. Frankfurt am Main, 1958. Die deutsche Bevölkerung möchte nach vorne schauen und nicht an ihre Schuld an den NS-Verbrechen erinnert werden. Doch der junge Staatsanwalt Johann Radmann wird hellhörig, als ein Journalist einen Lehrer anzeigt, der in Auschwitz als Aufseher arbeitete. Zwar weiß Radmann selbst nur wenig darüber, was in den Konzentrationslagern wirklich geschah, doch geht er der Sache auf den Grund. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer unterstützt ihn bei diesem aufwändigen Projekt. ab 14

Der Staat gegen Fritz Bauer (DVS943)

Lars Kraume, Deutschland 2015 105 Min., f., Spielfilm

Während man in der Bundesrepublik der 1950er Jahre nichts mehr von der NS-Zeit wissen will, kämpft der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer unermüdlich dafür, die Täter vor Gericht zu bringen. Gemeinsam mit dem jungen Staatsanwalt Karl Angermann möchte er auch Adolf Eichmann juristisch belangen. Dafür braucht er die Hilfe des israelischen Geheimdiensts, weil seine Bemühungen von allen Seiten hintertrieben werden: In seiner eigenen Behörde verschwinden Akten und Mitarbeiter behindern ihn in seinen Ermittlungen. ab 14


Filmbegleitmaterialien für den Unterricht

Im Labyrinth des Schweigens : Ideen für den Unterricht in Klasse 9-12 (AFIU220)

Miriam Holstein ; Reiner Engelmann 2014

Die Ausgabe zum Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ besteht aus den folgenden Kapiteln: Der Film und seine Hintergründe (Die Story, Die Hintergründe, Das Fritz Bauer Institut), Deutschland in den 1950er Jahren, Arbeitsaufträge, Weiterleben nach Kriegsende – Täter und Opfer (Täter – Arbeitsaufträge, Opfer – Arbeitsaufträge), Die Auschwitz-Prozesse (Fritz Bauer – „Niemand hat das Recht darauf, gehorsam zu sein“, Arbeitsaufträge, Auschwitz, Recht vs. Gerechtigkeit – Schuld vs. Unschuld, Arbeitsaufträge, Zivilcourage).

Im Labyrinth des Schweigens : Arbeitshilfe (AFIU266)

Manfred Karsch 2015

Die Arbeitshilfe zum Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ besteht aus den folgenden Teilen: Kurzcharakteristik, Inhalt und Bearbeitungsvorschläge, Vergeben oder Vergessen – der letzte Auschwitz-Prozess [gegen Oskar Gröning], weitere Links und Literatur, Materialien und Arbeitsblätter (Wirtschaftswunderjahre, Sagt ihnen das Wort Auschwitz etwas?, Historische Personen [Thomas Gnielka, Fritz Bauer, Josef Menge-le], Verlierergedächtnis – Tätergedächtnis, Kollektivschuld?, Selektion auf der Rampe, Eva Mozes Kor: Ich habe den Todesengel überlegt, Alois Schulz – Befehlsnotstand, Mein Vater – mein Freund und ich?, Kad-disch in Auschwitz, Der Auschwitz-Prozess – Warum die Akten nicht geschlossen werden, Vergeben oder / und vergessen? -Der vielleicht letzte Auschwitz-Prozess).

Film des Monats 10/2015 : Der Staat gegen Fritz Bauer (AFIU268)

Philip Bühler… 2015

Die Ausgabe zum Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ besteht aus den folgenden Kapiteln: Filmbesprechung, „Fritz Bauer beharrte darauf, über das Grauen zu sprechen“ : Interview mit dem Regisseur Lars Kraume über dramaturgische Freiheiten im Drehbuch und die Bedeutung Bauers für die Nachwelt, Hintergrund (Fritz Bauer – Mensch und Jurist, „Der Staat gegen Fritz Bauer“ – Fakten und Fiktionen, Abschied von gestern: Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im zeitgenössischen und aktuellen deutschen Kino), Anregungen für den Unterricht, Arbeitsblätter (Die Annäherung an das politische Klima der 1950er-Jahre in der Bundesrepublik, Das Lied „Inkognito“, Das Kellerclub-Gespräch, Bauers Vermächtnis, Die Darstellung von Fritz Bauer in „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und „Im Labyrinth des Schweigens“), Glossar sowie weiterführende Links.

Der Staat gegen Fritz Bauer : Filmpädagogische Begleitmaterialien (AFIU279)

Stefan Stiletto 2015

Die filmpädagogischen Begleitmaterialien zum Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ besteht aus den folgenden Teilen: Aufbau und Ziel dieser Begleitmaterialien, Schatten der Vergangenheit, Die Handlung, Themen und Unterrichtsvorschläge (Vorbereitung auf den Kinobesuch, Fiktionalisierung und Authentizität, Die 1950er-Jahre, Eine zweite Erzählebene, Das Vermächtnis von Fritz Bauer), Aufgabenblock 1: Vorbereitung auf den Kinobesuch, Aufgabenblock 2: Fiktionalisierung und Authentizität, Aufgabenblock 3: Die späten 1950er-Jahre, Aufgabenblock 4: Eine zweite Erzählebene, Aufgabenblock 5: Das Vermächtnis von Fritz Bauer.


Literatur über Fritz Bauer und die Auschwitzprozesse

Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht (SN42)

Ronen Steinke 4., Aufl., 2016

Fritz Bauer zwang die Deutschen zum Hinsehen: Inmitten einer Justiz, die in der jungen Bundesrepublik noch immer von braunen Seilschaf-ten geprägt war, setzte er den großen Frankfurter Auschwitz-Prozess durch. Er kooperierte mit dem israelischen Geheimdienst, um Adolf Eichmann vor Gericht zu bringen. Aber wer war der kämpferische Einzelgänger wirklich? Der Autor erzählt das Leben eines großen Ju-risten und Humanisten, dessen persönliche Geschichte zum Politikum wurde.

Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Handelns (SN43)

Fritz Bauer 2016

Fritz Bauer war in seiner Zeit als hessischer Generalstaatsanwalt Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965). Der Ausschwitz-Prozess, die Umstände seines Zustandekommens und die besondere Rolle Fritz Bauers wurden in den vergangenen Jah-ren Gegenstand eines Dokumentarfilms und von drei Spielfilmen, die international große Beachtung fanden und viele Preise beka-men. „Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Han-delns“ ist der Titel eines Vortrags, den Fritz Bauer 1960 mit außer-gewöhnlich großer Resonanz vor Vertretern von Jugendverbänden hielt. Der rheinland-pfälzische Landesjugendring hatte die Absicht, diesen Text wegen seiner aufklärerischen Wirkung gymnasialen Oberstufen und Berufsschulen als Broschüre zur Verfügung zu stellen, was jedoch vom Kultusministerium von Rheinland-Pfalz abgelehnt wurde. Nach einer „Großen Anfrage“ der SPD wurde diese Entscheidung, die von Presse und Öffentlichkeit heftig diskutiert wurde, Gegenstand einer Landtagsdebatte. Der Vortrag von Fritz Bauer und die in Auszügen hinzugefügte Debatte von 1962 dokumentieren ein Stück Zeitgeschichte und schlagen einen Bogen zu den heutigen Auseinandersetzungen.

Fritz Bauer und das Versagen der Justiz : Nazi-Prozesse und ihre „Tragödie“ (SN44)

Werner Renz 2015

Fritz Bauer blickte voller Resignation und Bitterkeit insbesondere auf zwei Prozesse zurück, die vor dem Landgericht Frankfurt am Main verhandelt worden waren. In einem Brief an seinen Freund Thomas Harlan aus dem März 1966 bezeichnet er die bundesdeutschen Verfahren gegen nationalsozialistische Gewaltverbrecher als eine „Tragödie“. Warum Tragödie? Hatten die Verfahren nicht geleistet, worum es Bauer in den Prozessen gegen Nazi-Verbrecher vorrangig und erklärtermaßen ging: um politische Aufklärung und richterliche Tatsachenfeststellung? Und hatten die Strafgerichte die Taten der Angeklagten unangemessen qualifiziert und die strafrechtliche Verantwortung der NS-Verbrecher falsch gewürdigt? Der Autor beleuchtet hier Bauers Vorstellungen vom Sinn und Zweck der NS-Prozesse und führt in die Vorgeschichte und Verlauf des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) ein. Noch heute stehen Angehörige des Auschwitz-Personals als Greise vor Gericht. Die späten Prozesse sind als ein untrügliches Zeichen für das Versagen der deutschen Strafjustiz bei der rechtlichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit anzusehen.

Der Auschwitz-Prozess : Völkermord vor Gericht (SN45)

Devin O. Pendas 2013

Im Winter 1963 begann vor den Augen der Weltöffentlichkeit der erste Auschwitz-Prozess, die größte und wichtigste juristische Aufarbeitung des Holocaust. Der Autor erzählt auf Basis umfangreicher Quellenforschung die Geschichte dieses Verfahrens, das die Öffentlichkeit spaltete und bei dem nicht nur 22 NS-Täter, sondern auch die deutsche Vergangenheit vor Gericht standen. Viele Jahre mussten vergehen, bis eine deutsche Staatsanwaltschaft nach dem Krieg erstmals umfassende Ermittlungen gegen die Verbrechen einleitete, die im Vernichtungslager Auschwitz begangen worden waren. Es sollte der größte Strafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte werden. Angeklagt waren SS-Ärzte und Lager-Aufseher. Hunderte von Zeugen wurden vernommen. Verhandelt wurde auch über die Unterstützung Hitlers durch weite Kreise der deutschen Bevölkerung, über Verdrängen und Erinnern – und nicht zuletzt über das schwierige Leben derjenigen, die den Holocaust überlebt hatten. Der Autor zeigt, wie die bundesdeutsche Gesellschaft in diesem Prozess mit dem Holocaust konfrontiert wurde. Sein Buch berichtet eindrücklich aus dem Frankfurter Schwurgerichtssaal, Täter wie Opfer erhalten durch seine detailreiche Darstellung ein Gesicht. Ein Stück deutscher Geschichte, bei dem das Recht an seine Grenzen stieß.

Auschwitz vor Gericht : Fritz Bauers Vermächtnis und seine Missachtung SN47

Werner Renz 2018

Der Autor zeichnet in diesem Band die NS-Prozesse nach, angefangen mit dem ersten Auschwitz-Prozess unter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in Frankfurt am Main über die Frankfurter Nachfolgeprozesse bis hin zu den jüngsten Verfahren gegen Demjanjuk, Hanning und Gröning. Dabei analysiert er die jeweilige Rechtsauffassung und die Rechtspraxis dieser Prozesse und deren Resonanz in der Öffentlichkeit. So hatte eine uneinheitliche Rechtsprechung in den vergangenen Jahrzehnten eine inkonsequente Justizpraxis zur Folge. Freisprüche und Verfahrenseinstellungen liefen für manche Kritiker auf Strafvereitelung hinaus. Zahllose Holocaust-Täter blieben unbehelligt. Insgesamt kann bei der Aufarbeitung der NS-Verbrechen das Versagen nicht nur der Justiz, sondern auch der Politik, der Strafrechtswissenschaft,der Zeitgeschichtsforschung und der deutschen Öffentlichkeit festgestellt werden.


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