Film-Tipp: Hi, Ai – Liebesgeschichten aus der Zukunft

In ihrem Dokumentarfilm „Hi, Ai – Liebesgeschichten aus der Zukunftbeschreibt die Berliner Regisseurin Isa Willinger das „Zusammenleben“ mit humanoiden Robotern, die sich immer mehr in unseren Alltag einschleichen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit die künstlichen Intelligenzen uns Menschen im zwischenmenschlichen Bereich ersetzen können.

Die Zeit der Corona-Pandemie hat manche Sichtweisen relativiert. Die Wichtigkeit menschlicher Beziehungen hat eine neue Relevanz bekommen, gleichzeitig haben wir uns innerhalb kürzester Zeit ganz neue Felder des Digitalen angeeignet.

Und nun haben wir mit „Hi, Ai“ eine Dokumentation vor uns, die sich mit der Vermenschlichung des Digitalen auseinandersetzt. Das Englische „Artificial Intelligence“, kurz AI, steht im Deutschen für Künstliche Intelligenz.

Roboter sind für viele von uns noch immer Maschinen, die im Arbeitsleben Prozesse ausführen, rasenmähend über unsere Gartengrundstücke fahren oder besonders gefährliche Arbeiten vornehmen. Die Menschmaschinen sind in Filmen wie „Blade Runner“ oder „Star Wars“ noch klar im Bereich des Science-Fiction angesiedelt. Nun allerdings zeigen uns die teils kuriosen, lustigen, aber auch manchmal deprimierenden Geschichten von Isa Willinger eine Gegenwart, die vielen bisher noch unbekannt ist. Die Vermenschlichung der Maschinen ist mit Hilfe der künstlichen Intelligenz (KI) schon weit fortgeschritten.

Roboterliebe

Der sensible Texaner Chuck hat eine neue Lebensgefährtin: Harmony ist eine Frau, die vielerlei Klischees erfüllt: Lange blonde Haare, lange Beine, große Brüste und neben dem gefälligen Aussehen kann sich Chuck mit ihr auch über philosophische Themen unterhalten. Über das Smartphone läuft die Steuerung des Sex-Doll-Roboters, über W-LAN können auch unterschiedliche Persönlichkeitseinstellungen vorgenommen werden. Nur gehen kann die Silikongestalt nicht, sodass Chuck die nach seinen Vorstellungen designte Traumpartnerin einfach unter seinen Armen „transportiert“.

Das Lachen über die von Chuck inszenierte Zweisamkeit bleibt einem jedoch im Hals stecken wenn man dann erfährt, dass er in seiner Kindheit wiederholt sexuell missbraucht wurde und dieses ein Grund für seine Einsamkeit und die Unfähigkeit zu einer Partnerschaft mit einem „echten“ Menschen sein könnte.

Der Vielzweckroboter

Eine ganz andere Geschichte ist die von Pepper. Die weiße Menschmaschine zieht bei der japanischen Oma Sakrai ein und erfüllt dort mit Kinderstimme seine Rollen als Plauderpartner bis zum Enkelkindersatz. Dabei ist es seine Hauptaufgabe die alte Dame geistig rüstig zu halten. Sakrai akzeptiert den lustigen Kerl der durch die Fähigkeit sich weiterzuentwickeln ein Eigenleben beginnt und immer wieder menschliche Züge annimmt. Er wird fast schon ein Teil der Familie, was seine Schwächen bei der Konversation über komplexere Themen überdeckt. In einfachen Konversationen wirkt er jedoch erstaunlich professionell so zum Beispiel, wenn er Sakurais schlanke Schwiegertochter fragt, ob sie auf Diät sei.

Inwieweit Menschenersatz

Diese beiden Beispiele führen zu den zentralen Fragen hin, die der Film auf angenehm unaufdringliche Art stellt. Zum Beispiel die Frage inwieweit die Roboter die Menschen auch im zwischenmenschlichen Bereich ersetzen können. Entwickeln wir Gefühle für sie obwohl sie keine zurückgeben können? Trügt der Eindruck im Film, dass die Menschen sich schnell an die Roboter gewöhnen und sie gar nicht mehr als solche wahrnehmen? Antworten darauf werden nicht gegeben, mit der Darstellung der Gegenwart wird jedoch ein faszinierender Blick auf eine Zukunftswelt gerichtet die gar nicht mehr so fern scheint. Der Film verzichtet auf Wertungen, lädt jedoch zum dringend notwendigen Nachdenken und Diskutieren ein.


„Hi, Ai“ bei #filmtriffttalk

Sendung vom 7.7.2021

„Künstliche Intelligenz: Sind Roboter bald intelligenter als wir?“

Robotik und künstliche Intelligenz – Was in Science-Fiction-Filmen schon Alltag ist, entwickelt sich in den letzten Jahren rasend. Aber welche Fantasien könnten bald Realität sein? Und sind wir darauf vorbereitet?

Aus aktuellem Anlass wird #filmtriffttalk online ins Netz verlegt. Wir streamen ausgewählte Filmausschnitte des Dokumentarfilms „Hi AI“ und den Talk live aus dem Ökumenischen Medienladen. Unsere Moderatorin Manuela Pfann beantwortet mit den beiden Talk-Gästen Fragen zur Bedeutung und Entwicklung sowie ethische Aspekte Künstlicher Intelligenz. Auch die Einsatzmöglichkeiten von Robotern werden eine zentrale Rolle spielen.

Gäste:
• Dr. Anna Christmann – MdB, KI-Enquete-Kommission
• Prof. Dr. Armin Grunwald, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Filmausleihe

Download und Streaming: Hi, Ai

Der Spielfilm ist im Ökumenischen Medienladen online erhältlich.

Hinweis: Eine kostenfreie Mitgliedschaft im Ökumenischen Medienladen ist notwendig, um den Film nutzen zu können. Für alle Interessierten außerhalb der Ev. Landeskirche in Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist der Film evtl. hier erhältlich: https://medienzentralen.de

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