Fake News auf der Spur – Umgang mit Falschmeldungen

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“, heißt es in den zehn Geboten. Gerade im Internet wird das besonders häufig gebrochen. Wie Sie sich am besten vor Fake News schützen können erfahren Sie in diesem Artikel.

@canva

Fakten zu Fakes – was sind Fake News?

Um die Ursprünge von Fake News zu untersuchen, müssen wir weit in die Geschichte der Menschheit zurückgehen, mindestens bis zu den Anfängen verbaler Interaktionen. Wirklich populär wurde der Begriff aber erst 2015, während des Wahlkampfes von Donald Trump.

Grundsätzlich unterscheiden wir Fake News in zwei Kategorien, Label und Genre. Wer das Label Fake News verwendet, unterstellt den Medien absichtlich Falschinformationen zu verbreiten und zweifelt an deren Glaubwürdigkeit. Der Ausdruck dient hier als Kampfbegriff, um klassische und reichweitenstarke Medien zu delegitimieren. Eine tatsächliche Falschinformation durch die Medien findet jedoch gar nicht statt. Während das Fake News-Label den Ruf etablierter Medienhäuser absichtlich schädigt, meint das Genre Fake News die tatsächliche Verbreitung falscher Informationen. Zentral für das Genre ist die Täuschungsabsicht, Verfasser:innen wollen hier ihr Publikum desinformieren.  Neben völlig frei erfundenen Inhalten, fallen auch die bewusste Fehlinterpretation eigentlich wahrer Tatsachen und die Manipulation wahrer Informationen unter die Bezeichnung. Besonders problematisch sind die sogenannten Deepfakes, mit künstlicher Intelligenz erstellte und verfälschte Medieninhalte – meist Bilder oder Videos. Aufgrund der professionellen Technik sind die Fälschungen jedoch kaum zu erkennen.

Gerade weil uns immer mehr Falschmeldungen im Alltag begegnen und das Aufdecken gefälschter Inhalte zunehmend schwieriger wird, konzentriert sich dieser Artikel auf das Genre Fake News. Die folgenden Tipps und Programme helfen dabei Fake News auf die Schliche zu kommen.

 

Catch the fake – Fake News enttarnen

Tipp 1: Die Sprache macht’s

In Bezug auf Falschmeldungen ist es besonders wichtig auf den Schreibstil in Artikeln zu achten. Seriöse Medien schreiben sehr objektiv und bewerten Ereignisse nicht. Ist in einem Text eine sehr einfache, dramatisierende Sprache und sogar hetzende Stimmungsmache zu finden, handelt es sich eher nicht um Qualitätsjournalismus oder glaubwürdige Informationen. Auch eine emotionale und persönliche Erzählperspektive können Hinweise auf eine unseriöse Quelle sein. Spricht die Autor:in den Leser direkt an (Was Sie noch nicht wussten…) und distanziert nicht vom Thema? Wenn ja, können Sie davon ausgehen, dass es sich in dem vorliegenden Text nicht um wahre Nachrichten handelt. Häufig auftretende Tipp- oder Grammatikfehler und die Verwendung von Emojis oder Ausrufezeichen sind ebenfalls übliche Anzeichen für gefälschte Inhalte.

Achtung, Fake News müssen nicht unseriös wirken. Viele Falschmeldungen werden auch deshalb weiterverbreitet, weil sie die journalistische Darstellungsweise perfekt imitieren. Studien beweisen, dass wir bei Themen über die wir wenig wissen dazu tendieren unverständliche Texte für glaubwürdiger zu halten. In unseren Vorstellungen muss Expertensprache kompliziert klingen, in guten journalistischen Texten ist das jedoch nicht der Fall (Quelle: Withall & Sagi, 2021 The impact of readability on trust in information (escholarship.org)) .

Tipp 2: Quellen prüfen

Neben dem Schreibstil gibt auch der Ursprung von Informationen wichtige Hinweise auf deren Richtigkeit. Bevor Sie womöglich falsche Informationen weiterleiten, sollten Sie deshalb immer die Quelle prüfen. Wo kommen die Informationen her, handelt es sich um ein bekanntes Nachrichtenmedium, einen Webblog oder einen Social-Media Post? Wie professionell sind die Autor:innen der Nachricht? Lässt sich schon durch den Text eine politische Tendenz der Quelle erkennen? Falls die Informationen von einer Ihnen unbekannten Website stammen, können Sie auch einfach nachgooglen. Überprüfen Sie nicht nur die Veröffentlichungsseite, auch vermeintliche Expert:innen innerhalb des Textes bedarf es einer Untersuchung. Recherchieren Sie hier die beruflichen Hintergründe und den Bekanntheitsgrad der Person.

 

Wenn keine konkreten Autor:innen angegeben sind, genügt es auch die Veröffentlichungsplattform zu überprüfen. Wer ist dazu berichtigt Inhalte zu verbreiten, nur professionelle Journalist*innen oder auch Privatpersonen, die als Laien ihre eigene Meinungen teilen? Beschränken Sie Ihre Nachforschungen nicht nur auf die Herkunft von Textinformationen, vor allem Bilder und Videos sollten auf ihre Echtheit untersucht werden. Das ist nicht nur äußerst wichtig, sondern funktioniert auch super einfach. Die folgenden Websites helfen Ihnen gefälschte Bilder und Videos zu enttarnen.

 

In diesem Beispiel betrachten wir einen Artikel über die Evangelische Kirche und das Thema Corona-Impfung

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ansage.org zu laden.

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Quelle: Die rohe Botschaft: EKD und deutsche Bischöfe als 2G-Coronabüttel – Ansage

Bereits die Quelle, die alternative Nachrichtenwebsite Ansage! , hilft dabei die Inhalte des Artikels als Fake News zu identifizieren. Mit nur einem Klick auf der Website, lässt sich eine Autoren-Liste aufrufen, die die Hintergründe, politischen Einstellungen und gesellschaftlichen Positionen des Magazins und deren Autor:innen thematisiert. Neben Verschwörungsideologien und esoterischen Weltsichten wird hier bereits gegen staatliche Akteur:innen gehetzt. Des Weiteren wird nicht nur die starke radikale, anti-staatliche, politische Tendenz des Blattes sichtbar, sondern auch die fehlende journalistische Berufsausbildung und -erfahrung der Autorenschaft.

Neben der Quelle ist auch die Sprache des Artikel charakteristisch für Fake News. Der Schreibstil gleicht hier einer hetzenden Stimmungsmache und erzeugt zwei Feindbilder: Kirche und Staat. In der offenen politischen Tendenz des Autors fehlt jegliche journalistische Neutralität und Objektivität. Auch die fehlende professionelle Distanz  zu dem Erzählten sowie beständige Dramatisierung lässt den Artikel als Falschmeldung erkennen.

Tipp 3: Bilder checken

Die kanadische Website TinEye Reverse Image Search ermöglicht Ihnen die sogenannte Bilderrückwärtssuche. Allein über die URL eines Bildes oder einer Grafik können Sie herausfinden wo und wann ein Bild bereits gepostet wurde. In Bezug auf Fake News lässt sich entdecken, ob der angegebene Veröffentlichungsort und das -datum in einem Artikel mit den TinEye-Ergebnissen übereinstimmen.

Auch Google Bilder hilft Ihnen zu erkennen in welchem Kontext ein Bild bereits veröffentlicht wurde. Hier müssen Sie ebenfalls nur den Bildlink einfügen, um festzustellen, ob es sich hierbei um eine Fälschung handelt.

 

Dieses Titelbild eines Artikels des rechtspopulistischen Nachrichtenmagazins Breitbard, soll eine angebliche Attacke 1000 Syrer in der Silvesternacht 2017 zeigen. Nicht nur das Bild ist falsch, wie eine Rückwärtsbildersuche beweist, auch die Inhalte des Beitrags, die von einer Brandstiftung in Dortmund berichten erweisen sich als vollständig erfunden.

Falschnachrichten

@https://www.breitbart.com/europe/2017/01/03/dortmund-mob-attack-police-church-alight/

Tipp 4: Videos untersuchen

Ähnliches funktioniert auch mit Videos. Die von der Hilfsorganisation Amnesty International entwickelte Website, Extract Meta Data (amnestyusa.org), authentifiziert die Metadaten eines YouTube Videos. Neben dem Veröffentlichungsort und -datum hilft der YouTube Data Viewer dabei die Websites zu finden, auf denen das gesuchte Video bereits veröffentlicht wurde.

Dieses Video hier soll zum Beispiel zeigen, dass Papst Franziskus bei einem früheren Besuch von Donald Trump dessen Hand abschüttelte, nachdem Trump ihm zu aufdringlich wurde und nach seiner Hand fasste. Nach kurzer Überprüfung lässt sich feststellen, dass das Video vor allem auf Meme-Webseiten kursiert und die Sequenz mit der Hand aus anderen Videos entnommen wurde. Da das originale Video von der CNN entstammt und das Logo des Nachrichtensenders auch in dem YouTube-Video zu sehen ist, wirkt die Fälschung jedoch besonders echt.

 

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Fazit

In einer Zeit, in der wir uns mit immer mehr Informationen umgeben, ist es besonders wichtig die Anzeichen für fragwürdige Inhalte zu erkennen. Bevor Sie Informationen bei der Jugend- oder Gemeindearbeit weiterleiten, ist es daher essenziell diese zu überprüfen. Einige wenige Minuten reichen aus, um gefälschte Inhalte einfach zu erkennen. Achten Sie auf die Sprache in Artikeln, recherchieren Sie die Autor*innen, Expert*innen und Herkunft von Informationen. Die vorgestellten Programme helfen dabei gefälschte Bilder und Videos zu erkennen.

 


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