03.06.22
Die Checkliste für Medienkompetenz - Sind Sie medienkompetent?
Romy Göhner
ehem. Werkstudentin
Medien und Bildung
Was ist Medienkompetenz?
Vereinfach könnte man sagen, dass Medienkompetenz zum einen das Wissen über Medien ist und zum anderen die Fähigkeit einer Person, angemessen mit Medien umzugehen und Medien anwenden zu können. Der Begriff "Medienkompetenz" umfasst allerdings viele verschiedene Facetten: Es gibt also mehrere Kriterien dafür, was eine medienkompetente Person ausmacht.
Bereits in den 1990er-Jahren hat Dieter Baacke das Konzept der Medienkompetenz eingeführt und mit vier Dimensionen erläutert:
- Medienkritik: Eigene oder fremde Medieninhalte kritisch hinterfragen und einordnen
- Medienkunde: Wissen über Medien und das heutige Mediensystem
- Mediennutzung: Angemessenes (interaktives) Handeln und Gebrauch der Medien
- Mediengestaltung: (Technisches) Verständnis und kreative Gestaltung von Medien und den passenden Inhalten
(Quelle: dieter-baacke-preis.de )
Das Konzept ist heute nach wie vor bedeutsam, wenn es darum geht zu erklären, was Medienkompetenz eigentlich ist. Allerdings hat sich die Medienlandschaft in den letzten 30 Jahren stark verändert. Mit der Digitalisierung und dem Aufkommen sozialer Medien sind ganz neue Kommunikationswege entstanden. Außerdem sind Online-Medien oftmals weitaus komplexer in der Handhabung als Offline-Medien. Das Internet mit all seinen Anwendungen birgt auch neue Gefahren, wie zum Beispiel Fake News oder Datenmissbrauch. Diese Veränderungen müssen auch im Verständnis von Medienkompetenz berücksichtigt werden. Gerade in sozialen Medien wird der kompetente Umgang mit- und untereinander, sowie Regeln für angemessene Äußerungen immer wichtiger – Stichwort "Hasskommentare".
Checkliste für die Medienkompetenz
Die Medienpädagogik versucht, die Medienkompetenz bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder Senior:innen zu stärken. Prof. Dr. Norbert Groeben hat mit seinem Prozessmodell (Quelle: https://mahara.uni-leipzig.de) insgesamt sieben Aspekte definiert, die eine medienkompetente Person ausmachen. Dieser Ansatz deckt die wichtigsten Facetten ab und liefert gleichzeitig eine Checkliste für die die Vermittlung von Medienkompetenz im Bildungskontext.
1. Medienwissen und Medialitätsbewusstsein
- Wissen über Medienrecht: Unter welchen Bedingungen darf ich Bilder veröffentlichen? Welche Inhalte darf ich weiterverbreiten?
- Wissen über Funktionsweisen der Medien: Wie bediene ich mein Radio oder den Fernseher? Aber auch: Woher weiß eigentlich Instagram, Facebook und Co., welche Werbung mir gefällt?
- Wissen zur Unterscheidung von qualitativ hochwertigen Medieninhalte und Fake News: Was oder wem kann ich trauen?
- Wissen über die Wirkung von Medien: Welchen Einfluss hat Medienkonsum auf mich und mein Umfeld?
2. Medienspezifische Nutzungsmuster
- Verständnis für die unterschiedliche Nutzung von klassischen und neuen digitalen Medien entwickeln: Wer nutzt welches Medium und warum?
- Die unterschiedlichen Funktionen von Medien kennen: Welcher Mechanismus steckt hinter den jeweiligen Plattformen?
- Wissen, wann welches Medium sich für den individuellen Gebrauch eignet: Welches Medium passt zu mir und wann will ich welches nutzen?
- Die Nutzung von zwei Seiten begreifen: technisch und inhaltlich.
3. Medienbezogene Genussfähigkeit
- Verstehen, dass Medien nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam sind und zum Genuss eingesetzt werden können.
- Medien als Unterstützer oder als Lernhilfe betrachten.
- Vorteile aus der Anwendung der verschiedenen Medien ziehen.
4. Medienbezogene Kritikfähigkeit
- Meinungen zu Medien und den Inhalten in den verschiedenen Medien bilden.
- Kritisches Hinterfragen: Was passiert mit Bildern auf Facebook, wenn ich sie lösche? Stimmt eigentlich alles, was in der Zeitung steht? Woher kommen die Nachrichten im TV?
5. Auswahl von Medien
- Welche Medien stehen mir in meinem Umfeld (Gemeinde, Schule, Arbeit) zur Verfügung und wie setzte ich diese ein?
- Welche Medien eignen sich zur Umsetzung welcher Inhalte?
- Für den Bildungsbereich gilt: verschiedenste Medien anwenden (Flyer, Online-Präsentation und ein interaktives Tool)
6. Produktive Partizipationsmuster
- Wissen, wie man Medien(Inhalte) gestaltet: von der Filmproduktion, über Social-Media-Posts bis hin zur Kommentarfunktion auf Facebook.
- Wissen, welche Möglichkeiten es bei verschiedenen Medien gibt, um sich selbst zu äußern oder sich selbst einzubringen zu können.
- Nutzung der Interaktionsmöglichkeiten wie Chats, E-Mails oder andere Austauschplattformen.
7. Anschlusskommunikation
- Austausch über Medien außerhalb der Medien: Medien im realen Leben reflektieren und einordnen.
- Austausch über Medienwissen, Mediengenuss und Mediennutzung mit anderen: gleichaltrige, sowie der pädagogische Austausch (Lehrer:in - Schüler:in)
- Verstehen, dass durch ständigen Austausch und durch die Kommunikation über Medien, Medienkompetenz entsteht und weiterentwickelt werden kann.
Fazit
Wenn es um den Konsum von Medien geht, sind fast ausnahmslos alle Menschen angesprochen – ob Zeitung lesen, Radio hören, Computerspiele zocken, Instagram-Reels drehen oder TV schauen. Doch der bloße Gebrauch von (digitalen) Medien verleiht uns noch lange keine Kompetenz. Dazu gehört auch der kritische Blick auf die Medien, sowie deren aktive Gestaltung und Nutzung.
Außerdem gilt: Medienkompetenz ist ein Prozess. Man kann nicht von heute auf morgen zur medienkompetenten Person werden, sondern lernt über und mit Medien vom Kindesalter an. Dazu kommt, dass man in der Medienwelt auch nicht auslernen kann. Um medienkompetent zu bleiben, sollte man sich immer wieder mit neuen Medien und Anwendungen (kritisch) auseinandersetzen.
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