12.03.23

Barrierearm auf Social Media – Checkliste für inklusives Posten

Weltweit leben eine Milliarde Menschen mit Behinderung. In der digitalen Welt ist es deshalb besonders wichtig Grundlagen zu schaffen, die allen eine digitale Teilhabe ermöglicht. Wir erklären Ihnen, wie Sie Posts barrierearm gestalten und was Sie beachten sollten.

 
Nadine Reip

Werkstudentin
Community

 

Warum barrierearm posten?

Barrierearmes Posten auf Social Media

Weltweit leben etwa eine Milliarde Menschen mit Behinderung, davon kommen eine halbe Million sehbeeinträchtigte und weitere 300.000 schwerhörige, beziehungsweise gehörlose Menschen allein aus Deutschland. Nach der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2008 gilt es, „den gleichberechtigten Genuss der Menschenrechte und Grundfreiheiten durch Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten“. In einem digitalen Zeitalter, indem wir unzählige Stunden mit dem Liken, Scrollen und Kommentieren von Social-Media-Posts verbringen, gilt das somit auch für die digitale Teilhabe. Das heißt auch, dass es als User:innen und Produzent:innen von sozialen Medien in unserer eigenen Verantwortung liegt, die digitale Kommunikation barrierearm zu gestalten, um so Menschen mit Behinderung aktiv in den digitalen Diskurs einzuschließen.

 

Inklusives Posten

Inklusives Posten bedeutet, die Inhalte auf den Social-Media-Plattformen so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderungen diese ohne Probleme konsumieren können. Die folgenden Tipps zeigen Ihnen, wie Sie Ihre eigenen Posts barrierearm gestalten können. 

1. Inklusive Texte

Blinde und sehbeeinträchtigte Menschen nutzen Screenreader, um sich die Inhalte einer Website oder eines sozialen Netzwerks auslesen zu lassen. Das umfasst auch Grafiken und jegliche textlastige Elemente, Bilder und Videos. Um es den Benutzer:innen dieser Vorlese-Anwendungen besonders angenehm zu gestalten, sollte deshalb in erster Linie auf eine korrekte Rechtschreibung und Grammatik geachtet werden. Neben einer korrekten Schreibweise spielt auch die Verständlichkeit der Texte eine wichtige Rolle. Auf lange Bandwurmsätze mit komplizierten Fremdwörtern sollte deshalb weitgehend verzichtet werden. Diese Regeln spiegeln sich auch in der Darstellung von Texten wieder. Vor allem bei langen Texten sollte deshalb eine große und gut lesbare Schriftgröße gewählt werden, da Screenreader besonders kunstvolle oder verschnörkelte Schriftarten nur schwer auslesen können. Auch Sonderzeichen wie Semikolon, Anführungs-, Frage- und Ausrufezeichen sowie Auslassungspunkte (…) gilt es zu vermeiden. 

Die Vorlese-Anwendung ist dabei nicht nur auf Texte beschränkt, sondern erfasst alle grafischen Elemente, wie Menüpunkte und Symbole. Das bedeutet auch, dass der Screenreader alle dargestellten Emojis und Sonderzeichen ausliest.

Aus diesem Satz wird: Megafon, Kalender Am 17.03. findet unser neues Seminar zum Thema mehr Inklusion auf Instagram statt Ausrufezeichen Mobiltelefon, Gesicht mit Herzaugen. 

Hashtags spielen eine wichtige Rolle dabei, ob ein Post auf einer Social-Media-Plattform einen Erfolg erzielt oder nicht, daher sollten auch diese barrierefrei gestaltet werden. Um Screenreader das Auslesen von Hashtags zu erleichtern, ist es deshalb wichtig, dass jedes Wort innerhalb des Hashtags mit einem Großbuchstaben beginnt. #barrierearmposten wird so zu #BarrierearmPosten.  

Für nicht-sehbeeinträchtigte Menschen sind Links durch die blau markierten Texte und automatisch erstellten Link-Vorschauen ersichtlich. Blinde Menschen können jedoch nichts mit Worten wie „hier klicken“ anfangen, stattdessen empfiehlt es sich aussagekräftige Aufforderungen, wie „hier den entsprechenden Artikel öffnen“ oder „hier für den Newsletter anmelden“ zu wählen.

2. Bilder barrierearm gestalten 

Um die Darstellungen von Bildern und Grafiken auch Sehbeeinträchtigten zugänglich zu machen, empfiehlt es sich sogenannte Bildbeschreibungen oder auch Alt-Texte einzufügen. Diese Alternativtexte sollten die wichtigsten Informationen eines Bildes kurz zusammenfassen und werden explizit nur Nutzer:innen mit Auslese-Software zur Verfügung gestellt. Viele soziale Medien bieten ihren User:innen bereits die Möglichkeit, die Bildbeschreibungen mit wenigen Klicks zu erstellen. Bei Instagram zum Beispiel können Alternativtexte beim Erstellen eines Beitrags im Schritt „Bildunterschrift verfassen“, unter dem Punkt „erweiterte Einstellungen“ verfasst werden. Bei sehr textlastigen Bildern und Infografiken ist es oft sinnvoller, die dargestellten Inhalte im Posting-Text wiederzugeben. 

 

3. Barrierearme Videos

 Der Internet-Trend weg von Texten und hin zu immer mehr Videos belastet vor allem gehörlose Menschen. Um ihnen dennoch eine digitale Teilhabe zu ermöglichen, ist es daher umso wichtiger, Untertitel in möglichst vielen Videos einzubetten. Ob dies manuell geschieht oder über eine automatisch-generierte Funktion ist dabei egal. Die meisten Kanäle besitzen auch hier bereits die Funktion, die es Benutzer:innen gewährt, Untertitel mindestens manuell zu erstellen. Auch hier sind die korrekte Rechtschreibung, Verständlichkeit und Kürze der Texte besonders wichtig.  

  

4. Inklusion durch Repräsentation

Inklusion lebt sich nicht nur durch eine besonders barrierearme Gestaltung der Alltagsumgebung, sondern auch in der medialen Repräsentation behinderter Menschen. Dabei ist es wichtig diese Menschen auch unabhängig ihrer Behinderung darzustellen und somit nicht nur dann, wenn diese explizites Thema eines Beitrags sind. Wenn Sie beispielsweise über ein neues Social-Media-Update posten, dann wählen Sie doch einfach mal eine ersichtlich sehbeeinträchtigte oder schwerhörige Person, die ein Handy hält. Auch das Thema Authentizität spielt dabei eine Rolle. Verwenden Sie dabei keine gestellten Bilder, sondern von Menschen mit wirklichen Behinderungen. Hier finden Sie die inklusive Bilderdatenbank von Gesellschaftsbilder. 

Sie wollen auch ihre Website barrierearm gestalten? Hier finden Sie Tipps, wie Sie Ihre Website inklusiver gestalten können.

Checkliste: Wie barrierearm ist Ihr Social Media Account?

Diese Grafik dürfen Sie gerne downloaden und ausdrucken.

 
 

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